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Die Europäische Union verfolgt mit ihrer „Vision Zero“ das Ziel, die Zahl der Verkehrstoten bis 2050 auf nahezu Null zu senken. Kürzlich wurde die GSR2 eingeführt, die zweite Etappe der „Global Safety Regulation“, der Verordnung über die allgemeine Sicherheit. Eine dritte Etappe ist für 2026 geplant. Da davon ausgegangen wird, dass das gesetzte Ziel nicht erreicht werden kann, solange Menschen Verkehrsmittel steuern, setzt die Europäische Union die Verordnung vor dem Markteintritt von selbstfahrenden Autos etappenweise um. Fahrzeuge müssen schrittweise mit immer mehr elektronischen Assistenzsystemen ausgestattet werden, die das menschliche Unvermögen kompensieren sollen.

Wir halten dieses Vorgehen in zweierlei Hinsicht für gefährlich. Zunächst einmal ist die Technologie nicht genügend ausgereift, sodass sie fehlerhafte Daten nutzt, um beim Fahren zu unterstützen. Außerdem vermitteln die Assistenten Fahrern ein falsches Sicherheitsgefühl. Wie wir in den vergangenen Jahren beobachten mussten, hat die Kompetenz am Steuer generell abgenommen. Viele wissen nichts über das Verhalten ihres Fahrzeugs und über die grundlegenden physikalischen Kräfte am Werk. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass diese Grundkenntnisse in der Fahrschule nicht vermittelt werden.

Seit dem 7. Juli 2024 müssen nun alle Neuwagen mit den neuen Assistenzsystemen (für die vermeintliche Verkehrssicherheit) ausgestattet sein (GSR2). Die folgenden Beispiele sollen Sie davon überzeugen, dass Sie nun sicher fahren können, ohne jede Fahrkenntnisse und ohne Ihren Verstand zu benutzen.

Die automatische Notbremsung wird ausgelöst, sobald ein Hindernis auftaucht. Sie müssen also nicht mehr auf eventuelle Gefahren und Tücken achten. Entspannung pur.

Beim Überfahren einer Linie wird ein Warnsignal erzeugt und Ihr Fahrzeug kehrt automatisch in die Fahrspur zurück. Sie können Ihr Fahrzeug also ganz entspannt und mit geschlossenen Augen steuern. Die im Fahrzeug installierten Kameras erkennen Verkehrsschilder und die Soundanlage warnt Sie, wenn Sie die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschreiten. Gegebenenfalls reduziert das Auto dann die Geschwindigkeit von ganz alleine oder bremst ab. Schlafen Sie also ruhig weiter, die Elektronik sorgt für Ihre Sicherheit. Eines sollten Sie jedoch vermeiden, nämlich in einen Tiefschlaf zu fallen. Im Fahrzeuginneren erkennt ein Müdigkeitswarner oder Aufmerksamkeitsassistent, wenn Sie zu schläfrig sind, und weckt Sie durch ein Signal wieder auf. Bis Sie eine Warnmeldung erhalten, können Sie also relaxen. Ach, fast hätte ich es vergessen: Bitte lächeln Sie stets in Ihrem Auto, denn Sie werden gefilmt. Eine installierte Blackbox zeichnet alle Daten des Fahrzeugs und auch Daten über Sie auf.

Kurzum: Wir glauben nicht, dass dies der richtige Schritt hin zu mehr Verkehrssicherheit ist. Vielleicht haben Sie selbst bereits Funktionen zum Beispiel zum Erkennen von Verkehrszeichen getestet und kennen deren Grenzen: Die bereitgestellten Informationen sind fehlerhaft, wenn die Sichtverhältnisse schlecht sind (Regen, Nebel, Schnee), wenn die Verkehrsschilder an der falschen Stelle platziert oder nicht ausreichend beleuchtet sind oder sogar, wenn Ihre Kamera aufgrund von Sonneneinstrahlung oder dem Licht entgegenkommender Fahrzeuge nicht richtig funktioniert. Als äußerst gefährlich hat sich in manchen Fällen auch das automatische Bremsen erwiesen. Immer wieder wird über sogenannte Phantombremsungen berichtet. In Kombination mit den Ausweichreaktionen des Fahrers ist der Bremsassistent alles andere hilfreich und kann sich als echte Gefahr erweisen.

Unsere Empfehlung an Sie? Nutzen Sie Ihren Verstand. Machen Sie sich mit Ihrem Fahrzeug vertraut und verlassen Sie sich nicht zu 100 Prozent auf die sogenannten Sicherheitsgadgets: Sie können nicht besser sehen und die Lage einschätzen als Sie selbst. Und außerdem können sie die physikalischen Gesetze nicht außer Kraft setzen.