Elektromobilität bei der IAA: Autohersteller legen einen Gang zu
Europäische Autobauer präsentierten sich Anfang September auf der jährlichen Internationalen Automobilausstellung (IAA) in München von ihrer besten Seite. Sie stellten überarbeitete Modelle und Autos mit Hybrid- und Elektroantrieb vor. Aber auch asiatische Marken – insbesondere aus China – waren stark vertreten. Sie zeigten, wie erschwingliche Elektromobilität geht.
Die jährliche Automobilmesse IAA präsentiert seit Jahrzehnten Innovationen und neue Modelle aus der Automobilbranche. Die seit 2021 in München stattfindende Messe (zuvor wurde sie in Berlin und Frankfurt veranstaltet) brachte in diesem Jahr 748 Aussteller aus 37 Ländern zusammen und widmete sich der Mobilität der Zukunft. Marken aus aller Welt – insbesondere aus Deutschland und China – präsentierten neue Hybrid- und Elektromodelle, mit denen sie das Ziel verfolgen, die gestiegene Nachfrage zu bedienen.
Europäische Hersteller verstärken ihre Bemühungen im Bereich Elektromobilität
Nach einem enttäuschenden Jahr 2024 hat sich der Markt für E-Autos 2025 erholt. Die europäischen Autohersteller legten in diesem Bereich einen Gang zu. Viele von ihnen präsentierten Anfang September auf der deutschen Automobilmesse neue Elektro- oder Hybridfahrzeuge.
Florian Huettl, CEO von Opel, berichtete von einem „signifikanten Wachstum” bei den Verkäufen von E-Fahrzeugen in den ersten acht Monaten des Jahres – der Markt stieg um 39 Prozent. „Der Umstieg auf die Elektromobilität nimmt zu, insbesondere hier in Deutschland”, erklärte er. Aber es gebe auch „eine starke und wachsende Kundennachfrage nach Hybridmodellen”, fügte Huettl hinzu und betonte während einer Pressekonferenz auf der Münchner Automobilausstellung, bei der der vollelektrische Mokka GSE von Opel seine Weltpremiere feierte, das Bekenntnis des Automobilherstellers zu einer „flexiblen Multi-Energie-Strategie”.
Geprägt von Opels Motorsporttradition „bringt der neue Mokka GSE alles, was wir im Rallyesport gelernt haben, auf die Straße“, sagte Rebecca Reinermann, Vice President Marketing. „Die Rallye- und die Straßenversion haben die Batterie, den Elektromotor, das beeindruckende Drehmoment und die beeindruckende Leistung gemeinsam. Das Ergebnis: das schnellste Elektroauto, das Opel je gebaut hat.“ Der Crossover-SUV – lackiert in Grau und Schwarz mit leuchtend gelben Akzenten an den Bremssätteln und den Nähten der Sitze – erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h, beschleunigt in 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und verfügt über einen Motor mit 207 kW (281 PS). In Deutschland kann das Auto für 47.300 Euro gekauft oder ab 399 Euro pro Monat geleast werden.
BMW stellte seinen iX3 vor, das erste Fahrzeug seiner „Neuen Klasse“. „Mit der ‚Neuen Klasse‘ machen wir einen großen technologischen Sprung nach vorne“, sagte Adrian van Hooydonk, Leiter BMW Group Design. „Der BMW iX3 hat eine deutlich größere Reichweite, was durch seine sehr klare Form mit hervorragender Aerodynamik unterstützt wird. Im Innenraum finden Sie ein neues Display-Konzept vor, mit dem wir die Armaturenbretter aufgeräumt und das Fahrerlebnis völlig neu definiert haben.“ Panoramic Vision projiziert Informationen auf den unteren Rand der Windschutzscheibe, die Mittelkonsole ist abgeflacht. Der Fahrgastraum und der Kofferraum sind geräumig. Betrachtet man das Äußere des neuen BMW, so wurde die Frontpartie drastisch neu interpretiert, wobei der Kühlergrill fast verschwunden und sehr minimalistisch geworden ist. Chrom sei durch Licht ersetzt worden, sagte van Hooydonk, wobei die neue Lichtsignatur darauf abzielt, den neuen iX3 „sehr erkennbar“ zu machen.
Der vollelektrische SUV „bietet eine Reichweite von mehr als 800 Kilometern“ und „eine Spitzenladeleistung von bis zu 400 Kilowatt“, sagte Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender von BMW. „In nur zehn Minuten lädt der iX3 ausreichend Strom, um mehr als 370 Kilometer weit zu fahren.” All dies hat natürlich seinen Preis: Dieser beginnt bei 68.900 Euro. Der Verkauf soll noch in diesem Jahr starten, die Auslieferung ist für 2026 geplant.
Der deutsche Automobilhersteller Mercedes-Benz präsentierte in München seinen brandneuen elektrischen GLC 400 4MATIC mit EQ-Technologie. Der SUV verfügt über ein Panoramadach, eine Reichweite von bis zu 713 Kilometern und einen „KI-gesteuerten Supercomputer“ – das Mercedes-Benz Operating System (MB.OS) –, der alle Aspekte des Fahrzeugs steuert. Der Preis wurde noch nicht kommuniziert.
Auch bei der Volkswagen Gruppe hat Elektromobilität Priorität: Porsche präsentierte auf der Münchner Messe eine kabellose, induktive Ladelösung – ähnlich wie beim kabellosen Laden. Der Nutzer muss eine Bodenplatte installieren und sein Fahrzeug dann einfach darauf parken, um es aufzuladen. Der neue elektrische Cayenne von Porsche wird das erste Modell sein, für das Kunden die kabellose Ladeoption bestellen können. Auf der Münchner Messe wurde auch der neue Q3 Sportback e-hybrid 200 kW von Audi vorgestellt, ein Plug-in-Hybrid-SUV mit einer elektrischen Reichweite von bis zu 118 Kilometern, sowie das Konzeptfahrzeug Volkswagen ID.EVERY1, das laut Angaben des Unternehmens ein „elektrischer 20.000-Euro-Volkswagen aus Europa für Europa” sein soll. Die Markteinführung der Serienversion ist für 2027 geplant. Und schließlich präsentierte Škoda, ebenfalls Teil des Volkswagen-Konzerns, sein Konzeptfahrzeug Vision O, das sich durch ein minimalistisches Design und eine optimierte Aerodynamik für sein Kombi-Segment auszeichnet.
Starke Präsenz aus Asien
Europa hat im Bereich Elektromobilität hart gearbeitet, muss aber noch weiter zulegen, um mit asiatischen – insbesondere chinesischen – Autoherstellern und deren erschwinglichen Elektrofahrzeugen mithalten zu können.
Chinesische Marken wie BYD, Leapmotor, Xpeng, GAC, Dongfeng oder Changan waren mit großen Ständen auf der Münchner Messe vertreten. Einige setzten auf Luxus: Changan beispielsweise präsentierte „AVATR“, seine Premium-Elektrofahrzeugmarke. Der Changan Deepal S07, ein Elektro-SUV mit einer Reichweite von bis zu 475 Kilometern, ist ab 44.990 Euro erhältlich.
Leapmotor hingegen konzentrierte sich bei der Weltpremiere seines Elektrofahrzeugs B10, mit dem es in das C-Segment einsteigt, eher auf die Erschwinglichkeit. Der neue SUV ist elegant und modern, bietet viel Beinfreiheit und ist 4,515 Meter lang, 1,885 Meter breit und 1,655 Meter hoch. Im Innenraum verfügt er über einen großen Touchscreen, der an das Cockpit eines Tesla erinnert. Der Preis startet bei 29.900 Euro. „Wir bieten einen besseren Preis. Das ist das Wichtigste“, antwortete Leapmotor-Vertreter Dixin Wu dem ACL auf die Frage, was den B10 von anderen Fahrzeugen auf dem Markt unterscheidet. „Das Konzept besteht darin, Technologie für alle zugänglich zu machen.“
Passend zum Thema Elektromobilität stellte der südkoreanische Hersteller Hyundai das futuristische Concept Three vor, sein erstes kompaktes Elektrofahrzeug unter der Submarke IONIQ, das eine Ergänzung zu den bestehenden mittelgroßen und großen EV-Modellen sein soll.
Eine Delegation von Unternehmen aus Taiwan präsentierte ihre technologischen Innovationen vor, von denen sich viele auf die Elektrifizierung konzentrieren. Dazu gehören modulare Komponenten für Elektrofahrzeuge wie Ladegeräte, die an spezifische Anforderungen angepasst werden können (Greatenergy), Smart Keys (Inventec), Automobilradar (RoyalTek), Metallgusslösungen für EV-Komponenten (Teamsworld Innovation), Dashcams (Mitac Digital Technology), selbstreinigende Kameralösungen (HPB Optoelectronics) sowie die Entwicklung von Hardware, Software und Systemintegration für Elektrofahrzeuge (Viettron Technology).
Technologie für die Zukunft
Im Sinne der „Mobilität für morgen” präsentierte die IAA Start-ups, die Technologien für den Automobilsektor der Zukunft entwickeln. Viele von ihnen integrieren KI in ihre Lösungen, sei es zur Optimierung des Energieverbrauchs (Embedl aus Schweden), zur Objekterkennung für autonomes Fahren (FiveD mit Sitz in Erlangen, Deutschland), zur Unterstützung von Produktionsprozessen (Manex AI aus Deutschland) oder für die Wartung und Instandhaltung von Fahrzeugen (Sensigo mit Sitz im Silicon Valley). Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind auch zentrale Themen für die Elektromobilität, wie Circunomics mit seinem Fokus auf das Batterierecycling zeigt.
Ein Start-up, das besondere Aufmerksamkeit erregte, war Hyperdrives, ein Münchner Ingenieurunternehmen, das eine neuartige Kühltechnologie für Elektromotoren entwickelt hat. „Wir haben eine Kühltechnik, bei der wir die Kupferwicklungen im Inneren des Motors nutzen – also den Teil, durch den der Strom fließt, setzen wir auch zur Kühlung des Motors ein. Unsere Kühlung steht in direktem Kontakt mit der Komponente im Motor, die Wärme erzeugt. Und genau dort möchte man kühlen“, erklärte CEO und Mitbegründer Robin Renz. „Wir haben sehr kleine, hohle Kanäle in der Kupferwicklung, durch die wir unsere Kühlflüssigkeit leiten. Auf diese Weise können wir mehr Strom durch den Motor leiten und viel mehr Leistung herausholen.“ Dadurch können Motoren kompakter und effizienter gebaut werden.
„Diese Innovation hat bereits das Interesse führender Automobilhersteller weltweit geweckt und verschafft dem deutschen Unternehmen eine starke Position im Wettbewerb mit asiatischen Anbietern“, so die Jury, die das Start-up auswählte.
Hyperdrives schloss am 1. September eine überzeichnete Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von drei Millionen Euro ab, die dem Unternehmen helfen soll, seine Fertigungsprozesse für die Einführung im industriellen Maßstab vorzubereiten. Dies ist ein Schub für die Zukunft der Elektromobilität und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit Europas in diesem Sektor.