Besitzer von zwei Panhard-Levassor aus dem Jahr 1936, lässt uns der Oldtimer-Enthusiast Guy Loos seine Panhard Panoramique 6DS X71 und seine 6CS X73 Cabriolet Victoria entdecken.
Guy Loos
Es handelt sich um ein Vorkriegs-Luxusauto, das im Sommer 1936 in den Pariser Werken produziert wurde. Die Bezeichnung „Panoramique“ stammt von den abgerundeten Eckscheiben auf beiden Seiten der Windschutzscheibe, die eine hervorragende Sicht ermöglichen. Diese Technologie wurde von Saint-Gobain (Hersteller von Automobilglas) patentiert und speziell für dieses Modell entwickelt; sie wurde erstmals auf dem Pariser Autosalon im Oktober 1933 vorgestellt. Das Fahrzeug, mit einem Gewicht von über zwei Tonnen, ist mit einem großen, ventillosen Sechszylindermotor nach dem Knight-System mit 4,1 Litern Hubraum ausgestattet – ein System, bei dem jeder Kolben in zwei konzentrischen Laufbuchsen gleitet. Dieser Mechanismus macht den Motor extrem leise und nahezu vibrationsfrei. Ein kleiner Nachteil ist jedoch, dass er im kalten Zustand stark raucht, bis sich die Laufbuchsen ausgedehnt haben.
Guy Loos
Damals waren die Straßen gewölbt, und ein rechts angebrachtes Lenkrad verhinderte, dass man auf den Straßenrand geriet. Ein weiterer Grund war, dass sich noch viele Pferde auf den Straßen befanden: Der Fahrer konnte rechts aussteigen, um den Passagieren die Tür zu öffnen, die ebenfalls auf dieser Seite ausstiegen. Heute erschwert dies jedoch das Fahren etwas, insbesondere beim Überholen.
Guy Loos
Nein, es ist ein sehr seltenes Auto. Heute existieren nur noch fünf oder sechs Exemplare, von denen lediglich zwei weltweit fahrbereit sind. Ich besitze dieses Auto seit 2005 und bin in zwanzig Jahren etwa 30.000 Kilometer gefahren. Die längste Fahrt war eine Hin- und Rückreise in die Provence – rund 2.000 Kilometer.
Guy Loos
Es war fahrbereit. Die meisten mechanischen Teile waren noch in gutem Zustand, aber das gesamte Interieur sowie der Außenlack mussten erneuert werden.
Guy Loos
Die Farbe ist ein dunkles Granatrot: Im Schatten wirkt sie schwarz, in der Sonne zeigt sie bordeauxrote Reflexe. Im Innenraum sind das Armaturenbrett und die oberen Türverkleidungen aus Blech in Holzoptik bemalt – original erhalten. Echtholz war damals zu teuer und industriell unpraktisch. Diese Technik hatte auch eine soziale Dimension: Kriegsversehrte des Ersten Weltkriegs wurden beschäftigt, um diese Dekore zu malen.
Guy Loos
Es zeigt die typische „Art-déco“-Ästhetik der 1930er Jahre, mit dekorativen Elementen, die von der Tier- und Pflanzenwelt inspiriert sind. Ein weiteres interessantes Detail: Beim Abbeizen entdeckten wir, dass die roten Streifen an den Lüftungsschlitzen so bemalt waren, dass sie beim Fahren von dunkelrot zu hellrot wechseln – ein Effekt, der Geschwindigkeit suggeriert.
Guy Loos
Panhard gilt als die erste echte Automobilmarke der Welt. 1891 baute das Unternehmen dreißig Autos, bevor es Kunden suchte – das entspricht der modernen Definition einer Marke. Andere Hersteller bauten zu jener Zeit Fahrzeuge nur auf Bestellung.
Guy Loos
Es handelt sich um ein 6CS X73 Cabriolet Victoria, das vom Pariser Karosseriebauer Janssen – damals sehr angesehen – auf einem von Panhard im Spätsommer 1936 gelieferten Fahrgestell aufgebaut wurde. Es ist mit einem ventillosen Sechszylindermotor nach dem Knight-System mit 2,9 Litern Hubraum ausgestattet. Wie beim X71 besteht die Struktur aus Holz mit darauf genieteten Blechen. Heute existieren nur sechs Exemplare, von denen lediglich zwei fahrbereit sind – dieses gehört dazu.
Guy Loos
Das Modell gehörte in den 1940er Jahren dem Rennfahrer Toulo De Graffenried (es existiert ein Foto vom Juni 1947 während der Mille Miglia im Fahrerlager). Als ich das Auto kaufte, war es vollständig zerlegt – die Teile befanden sich in 40 Holzkisten! Der Wiederaufbau, mit Ausnahme der Motorrestaurierung, erfolgte in Luxemburg. Die Karosserie und Mechanik wurden von Atelier Rétromobile restauriert, die Holzarbeiten von Menuiserie Bonenberger (beide im Industriegebiet Z.A.E. Ellange), und Marc Pesch aus Bascharage kümmerte sich um Verdeck und Innenraum. Der Zusammenbau dauerte über ein Jahr.
Guy Loos
Beim Entfernen der schwarzen Farbe fanden wir die Originalfarbe wieder: ein klassisches Blau. Die Kotflügel bestehen aus einem einzigen 1,2 mm dicken Blech. Damals stellten die Arbeiter in den Pariser Werken die linke und rechte Seite getrennt her, und es dauerte eine ganze Woche mit zehn Stunden Arbeit pro Tag, um einen Kotflügel zu fertigen. Nach dem Abbeizen fanden wir keinerlei Rostspuren – ein Beweis für die außergewöhnliche Qualität der Fertigung.
Guy Loos
Ja, wie der X71 ist auch dieses Fahrzeug mit einem Freilauf ausgestattet. Das bedeutet, dass beim Einlegen eines Gangs und Loslassen des Gaspedals das Auto weiterrollt, als hätte man ausgekuppelt – also ohne Motorbremse. Beim erneuten Beschleunigen greift das Getriebe sanft wieder ein, dank eines Systems von Rollen, die sich verklemmen. Das Gesamtgewicht beträgt 1,8 Tonnen.