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Anlässlich der Präsentation von Umfrageergebnissen forderte das House of Automobile veränderte Rahmenbedingungen, damit Firmenwagen auch künftig den Umstieg auf die E-Mobilität unterstützen. Der Markt steht vor großen Herausforderungen: Angesichts verschiedener Antriebsarten, Finanzierungsmöglichkeiten, Steuerdruck und regulatorischer Unsicherheiten sind viele Verbraucher verunsichert.

Das House of Automobile (HOA) hat 13.000 Privatpersonen und 355 Unternehmen zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt und nun kürzlich die Ergebnisse vorgestellt. Die Umfrage sollte eine Bestandsaufnahme über die Antriebs- und Finanzierungsarten – Privatleasing, Firmenwagen oder Kauf aus Eigenmitteln – vor dem Hintergrund der Elektrifizierung liefern. „Das Ziel dieser Studie war es nicht, nur Zahlen zu sammeln, sondern vor allem konkrete Erkenntnisse zu gewinnen für die luxemburgische Wirtschaft, für die Attraktivität von Unternehmen und den Übergang zu einer nachhaltigeren Mobilität“, erklärte Gerry Wagner, Pressesprecher des House of Automobile. Die Ergebnisse zeigen, dass das Auto nach wie vor eine wichtige Rolle im Alltag spielt: Im Durchschnitt verfügt in Luxemburg ein Haushalt über 2,14 Fahrzeuge. Der Wert ist höher als bei den belgischen (2,05) und deutschen (2,07) Grenzgängern. Bei den Franzosen kommen 2,15 Autos auf einen Haushalt.

Immer mehr Menschen beabsichtigen, sich ein E-Auto anzuschaffen. „Es ist keine Rarität mehr, sondern eine Realität und in einem nicht unerheblichen Teil der Haushalte bereits fest etabliert. Das ist sehr wichtig, denn die Erfahrungen der Nutzer sind oft der mächtigste Faktor, um die Wahrnehmung zu verändern”, versicherte Gerry Wagner. 16,1 Prozent der Befragten erwägen den Kauf eines reinen Elektroautos (BEV), wohingegen derzeit 10,2 Prozent ein solches Fahrzeug besitzen. 7,4 Prozent würden sich für einen Plug-in-Hybrid entscheiden – derzeit fahren 4,7 Prozent einen PHEV. Dass sie einen Benziner wählen würden, geben 19,9 Prozent (aktuell 41,7 Prozent) an, beim Diesel sind es 9,8 Prozent (aktuell 36,2 Prozent). Derzeit kann von einem kompletten Umschwung jedoch noch nicht die Rede sein: 37 Prozent der Befragten sind noch unentschlossen, was die Antriebsart ihres nächsten Autos betrifft. Das zeigt, dass es weiter Hemmnisse gibt, aber auch ein großes Potenzial, um den Übergang zu begleiten.

Die Studie weist auf einen interessanten Zusammenhang zwischen Wohnsituation und Elektroauto hin. Die Fahrer von E-Autos sind überwiegend Hausbesitzer und seltener Mieter einer Wohnung. Die Installation einer Wallbox ist in gemeinschaftlich genutzten Gebäuden wie Wohnanlagen nicht immer einfach. Das Auto zu Hause nicht laden zu können (27 Prozent der Befragten) zählt zu den größten Hindernissen für den Umstieg auf ein reines E-Auto. Schwerer wiegen ein zu hoher Kaufpreis (35 Prozent der Befragten), der Eindruck, dass die Technologie noch nicht ausgereift ist (35 Prozent) und die Befürchtung, dass ein E-Auto eine zu geringe Reichweite hat (46 Prozent der Befragten).

Leasing und Firmenwagen wichtig für den Übergang

Finanzierungslösungen spielen eine strategische Rolle, um den Umstieg auf die E-Mobilität zu beschleunigen. Privat- und Firmenleasing können dabei helfen, Unsicherheiten zu beseitigen. Die Studie zeigt, dass diese beiden Lösungen bei der Anschaffung eines Elektroautos deutlich bevorzugt werden. „Allerdings zeichnet sich ein beunruhigendes Signal ab: Immer mehr Arbeitnehmer möchten keinen Firmenwagen mehr. Die Gründe dafür sind der Anstieg des Satzes für den geldwerten Vorteil, die neuen Mehrwertsteuerregeln und bei einigen auch der Wunsch, Privat- und Berufsleben zu trennen“, meinte Gerry Wagner besorgt. Dieser Trend kann sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch schwerwiegende Folgen haben. „Wenn Arbeitnehmer auf den Firmenwagen verzichten und sich privat ein Auto zulegen, werden sie sich vor allem für Verbrenner entscheiden, die dann durchschnittlich acht Jahre lang im Fahrzeugbestand bleiben“, sagte Gerry Wagner. Die Studie zeigt, dass 22 Prozent der Befragten nicht vorhaben, einen Firmenwagen zu behalten. 27 Prozent sind unentschlossen. Beim Privatleasing sind es hingegen nur 9,2 Prozent, die diese Lösung künftig nicht weiter nutzen möchten. 46 Prozent sind hier noch unentschlossen.

Das positive Image des Firmenwagens aber bleibt. Laut der Studie sehen ihn fast 80 Prozent der Unternehmen und 62 Prozent der Privatpersonen als wesentlichen Vorteil zur Gewinnung von Fachkräften an. Insbesondere die 24- bis 44-Jährigen sind dieser Meinung. Darüber hinaus liegt das Dienstauto bei 50 Prozent der befragten Unternehmen an der Spitze bei den Lohnnebenleistungen, weit vor zusätzlichen Urlaubstagen und der betrieblichen Altersvorsorge. Die meisten Fahrer eines Elektrofahrzeugs haben nicht vor, zu einem Verbrenner zurückzukehren.

Problematische Besteuerung

Die Erhöhung des Satzes für den geldwerten Vorteil auf zwei Prozent und die neuen Mehrwertsteuerregeln werden jedoch als Nachteil empfunden und gelten als Gefahr für die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit. „Wenn wir den Bereich der Firmenwagen und Unternehmensflotten betrachten, werden wir die Ziele des PNEC bereits in diesem Jahr erreichen. Auf nationaler Ebene ist nun jedoch klar, dass das Land das Ziel von 49 Prozent Elektroautos bis 2035 nicht erreichen wird. Wir haben Anstrengungen unternommen, aber jetzt brauchen wir klare Signale von der Regierung“, forderte Dominique Roger, Präsident des luxemburgischen Leasingverbands (Mobiz). Die Studie zeigt, dass viele Befragte die Erhöhung des Satzes für den geldwerten Vorteil auf zwei Prozent als sehr problematisch ansehen, ebenso wie die Nichtabzugsfähigkeit der Mehrwertsteuer auf Leasingraten von Firmenwagen durch Unternehmen und die fehlende Möglichkeit, die Steuerbemessungsgrundlage entsprechend der privaten Nutzung anzupassen.

Marktdaten zeigen, dass die Zahl der Firmenwagen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen ist. Während sie 2022 noch 63 Prozent der Neuzulassungen ausmachten, sind es derzeit knapp 50 Prozent. „Wir sehen, dass der Anteil der Firmenwagen an den Neuzulassungen stark zurückgeht, insbesondere seit der Erhöhung des geldwerten Vorteils und der Einführung neuer Mehrwertsteuerregeln“, analysierte Gerry Wagner und fügte hinzu: „Wenn die Zulassungen von Firmenwagen zurückgehen, sinken auch die Zulassungen von Elektrofahrzeugen proportional. Die Schwankung bei den Zulassungen von Elektroautos stehen in engem Zusammenhang mit denen bei Firmenwagen.“

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat das HOA vier Empfehlungen für Unternehmen vorgelegt: Entwicklung klarer und kohärenter „Flottenrichtlinien“, Begleitung der Mitarbeiter beim Übergang, Investitionen in die Ladeinfrastruktur der Unternehmen und Teilnahme an der ständigen Marktbeobachtung mit dem HOA. Parallel dazu hat das HOA sechs Empfehlungen für die öffentliche Hand formuliert: die steuerlichen Rahmenbedingungen stabilisieren und verlässlich gestalten, den Satz des geldwerten Vorteils in Höhe von zwei Prozent überprüfen, die Mehrwertsteuerregeln für Firmenwagen justieren, Förderungen wie den Klimabonus beibehalten und zielgerichtet gestalten, den Ausbau der Ladeinfrastruktur vor allem in Mehrfamilienhäusern beschleunigen und insbesondere den Firmenwagen am Leben erhalten.

Die Akteure der Automobilbranche sind sich einig: Der Firmenwagen hat eine große Zukunft vor sich, sofern der steuerliche Rahmen gelockert wird, Arbeitgeber Unterstützung erhalten in Sachen E-Mobilität und alle Akteure auf gemeinsame Ziele ausgerichtet sind.

Die Regierung hat ein offenes Ohr

Finanzminister Gilles Roth war bei der Vorstellung der Studie anwesend und beruhigte in seiner Ansprache die Vertreter der Branche. „Das Auto wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle für die Mobilität spielen. Ich habe die Ergebnisse dieser Studie sowie die Empfehlungen der Fachleute aus der Branche gehört und notiert. Ich werde keine Versprechungen machen, aber mein Wille ist, einen Gang höher zu schalten, um ein nachhaltiges und inklusives Wachstum zu erreichen“, erklärte der Minister.

Von Wirtschaftsminister Lex Delles wurde eine Videobotschaft gezeigt, in der er sich positiv gab und die kommenden Maßnahmen erläuterte, wie beispielsweise ein künftiges Gesetz über das Recht auf Ladestationen und die Einführung von Regeln, die die Installation von Ladestationen in Wohnanlagen erleichtern sollen.