Die neue Ducati Streetfighter V4S gehört zweifellos zu einem sehr exklusiven Kreis. Halb Hyperbike, halb Streetbike ist die Italienerin ein echtes rollendes Kunstwerk. Doch abgesehen von ihrem Stil demonstriert sie vor allem Kraft. Als eine der leistungsstärksten Roadster auf dem Markt ist sie eine echte Kampfansage.
Silhouette leicht überarbeitet
Die Streetfighter V4S bleibt der Architektur und Philosophie treu, aus der sie entstanden ist: eine Panigale V4 ohne Verkleidung, die ihre Muskulatur und ihre Komponenten offen zur Schau stellt. Ducati hat das Design für 2025 leicht überarbeitet. Die Änderungen sind subtil, aber doch zu erkennen: Die Linien sind straffer, die Lufteinlässe wurden für eine bessere Luftströmung neu gestaltet und die aerodynamischen Flügel sind nun imposanter. Zudem wurde der Tank überarbeitet und wirkt nun schlanker. Vor allem wurde jedoch die wunderschöne Einarmschwinge am Heck ersetzt durch eine Schwinge, die aus der MotoGP stammt.
Die geschmiedeten, schwarzen Ducati-Felgen und die minimalistische Heckverkleidung unterstreichen den sportlichen Charakter. Optional erhältlich sind Carbon-Finishes und eine Titan-Auspuffanlage, die die aggressive Silhouette abrunden. Die 2025er Version ist ausschließlich in Rot erhältlich.
Das Herz eines italienischen Vollblüters
Unter der schnittigen Karosserie schlägt mit dem Desmosedici Stradale ein 90°-V4-Motor mit 1.103 cm³ Hubraum, der direkt aus der MotoGP stammt. Der Motor leistet 214 PS bei 13.500 U/min und 120 Nm Drehmoment bei 11.250 U/min. Er ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst mit desmodromischer Ventilsteuerung (ohne Federn, wodurch ein Ventilflattern bei hohen Drehzahlen vermieden wird), gegenläufiger Kurbelwelle (dreht entgegen der Laufrichtung der Räder, um dem Kreiselmoment entgegenzuwirken und das Handling zu verbessern), variabler Einlassgeometrie und optimiertem Thermomanagement. Zudem hat Ducati die Wasser- und Ölkreisläufe sowie die Ventilsteuerung überarbeitet, um die Effizienz im mittleren Drehzahlbereich zu verbessern.
Beim Fahren ist der Motor ein echtes Erlebnis für die Sinne. Bei niedrigen Drehzahlen brummt er wie ein großer Zweizylinder. Ab 8.000 U/min dreht er mit lautem Dröhnen hoch und wird jenseits von 10.000 U/min buchstäblich teuflisch. Die Beschleunigung ist atemberaubend, das Anfahren blitzschnell und jeden Dreh am Gasgriff setzt der Motor sofort kraftvoll um. Selbst mit der Serienauspuffanlage ist der Sound gewaltig: Die Streetfighter brüllt wie ein wildes Raubtier.
Fahrwerk: chirurgische Präzision
Eine solche Leistung erfordert ein entsprechend leistungsfähiges Fahrwerk. Die V4S basiert auf einem neuen Aluminium-Vorderrahmen, der direkt von der Panigale V4 übernommen wurde. Er ist kompakt, steif und umschließt den tragenden Motor, wodurch eine hervorragende Massenzentralisierung erreicht wird. Hinten verstärkt eine neue, vom Rennsport inspirierte, symmetrische Hohlschwinge die Präzision dieses Gesamtpakets.
Vor allem die Federung macht jedoch den Unterschied. Die S-Version verfügt über das elektronische Federungssystem Ducati Electronic Suspension (DES) 3.0, das auf den semiaktiven Komponenten Öhlins Smart EC 3.0 basiert. Verbaut sind eine 43-mm-Gabel NIX30 und ein Stoßdämpfer TTX36, beide vollständig elektronisch gesteuert, sowie ein Öhlins-Lenkungsdämpfer.
Das Ergebnis? Eine beeindruckende Stabilität sowohl bei sehr hohen Geschwindigkeiten als auch bei 50 km/h in der Stadt. Der Fahrkomfort ist überraschend angenehm, insbesondere im Road-Modus, der Unebenheiten gut abfedert. In den Modi Sport und Race lässt sich die Ducati extrem genau durch Kurven lenken.
Das Bremsen wird von neuen Brembo-Hypure-Monoblock-Bremssätteln übernommen. Diese sind eine Weiterentwicklung der Stylema-Sättel. Sie sind bissig, aber gut dosierbar. Kombiniert sind sie mit zwei 330-mm-Scheiben vorne. Das Gefühl am Hebel ist bemerkenswert präzise. Die seitlichen Flügel sind nicht nur ein Stilelement, sondern wurden im Windkanal und auf der Rennstrecke getestet. Sie erzeugen bei 270 km/h 17 kg Abtrieb an der Vorderachse und verbessern die Stabilität beim Bremsen sowie die Traktion. Insbesondere bei sportlicher Fahrweise, schnellen Kurvenfolgen und starkem Bremsen bieten sie einen echten Mehrwert.
Elektronik: Das fortschrittlichste „Gehirn“ auf dem Markt?
Das „Gehirn“ der V4S 2025 ist das Ducati Vehicle Control (DVC). Dabei handelt es sich um einen fortschrittlichen Algorithmus, der die Daten von über 70 Sensoren simulieren kann. Auf diese Weise können die Einstellungen je nach Neigung, Beschleunigung, Bremsen oder Position des Motorrads ständig angepasst werden. Dieses System arbeitet quasi vorausschauend und erhöht so die Sicherheit und das Vertrauen ins Fahrzeug.
Die neue Streetfighter V4S ist mit zahlreichen elektronischen Hilfsmitteln ausgestattet: Traktionskontrolle, Anti-Wheeling, Drift-Management, Motorbremsregelung, elektronische Federung, Geschwindigkeitsbegrenzer für die Boxengasse sowie Blinker mit automatischer Abschaltung. All diese Funktionen lassen sich über die Bedienelemente am linken Lenker individuell einstellen. Dies sollte jedoch besser im Stand erfolgen, damit sich der Fahrer im Verkehr voll auf die Straße konzentrieren kann.
Der 6,9 Zoll große TFT-Bildschirm zeigt alle notwendigen Informationen an. Schade ist allerdings, dass keine Tankanzeige vorhanden ist. Es leuchtet lediglich eine Reserveanzeige auf. Es stehen vier Fahrmodi (Road, Sport, Race und Wet) zur Verfügung, die die Motorparameter und die Assistenzsysteme jeweils fein abgestimmt anpassen.
Pure Begeisterung beim Fahren
Die nach vorne geneigte Sitzposition mit leicht angewinkelten Beinen sorgt für eine direkte Verbindung zur Maschine. Der 845 mm hohe Sitz ist fest, aber nicht unbequem und bringt den Fahrer in eine aktive, aber dennoch natürliche Haltung.
Schon nach den ersten Kilometern wird die sportliche Ausrichtung der V4S deutlich. Die Lenkung ist präzise, das Gefühl für die Vorderachse beeindruckend. Die allgemeine Leichtigkeit verleiht dem über 200 PS starken Motorrad eine erstaunliche Agilität.
Bei jedem Beschleunigen schießt das Adrenalin in die Höhe. Der V4 katapultiert das Motorrad mit kontrollierter, aber dennoch beeindruckender Kraft nach vorne. Kurven lassen sich mit verblüffender Leichtigkeit nehmen und man schießt wie eine Kugel wieder heraus.
Und doch kann sich die V4S trotz dieser Kraft auch mäßigen. In der Stadt oder auf der Landstraße lässt sie sich dank des geschmeidigen Motors und der effizienten Assistenzsysteme souverän fahren.
Sie ist ein Motorrad, das Fahrer nicht unberührt lässt. Auf der einen Seite radikal, anspruchsvoll, manchmal sogar brutal. Für diejenigen, die sie verstehen, wird sie zu einer Quelle puren Vergnügens. Die V4S richtet sich an all jene, die höchste Ansprüche an die Technologie haben und auf puren Fahrspaß nicht verzichten wollen. Diese Maschine kann einfach alles: cruisen, angreifen, auf der Rennstrecke performen oder auch einfach in der Garage glänzen.
Italienische Exzellenz
Die Ducati Streetfighter V4S ist keine einfache Weiterentwicklung. Sie ist das Ergebnis mehrjähriger Arbeit. Sie verkörpert das Nonplusultra eines Hypersport-Roadsters: eine rassige, leistungsstarke Maschine von unglaublicher Raffinesse. Die Ducati Streetfighter V4S ist zum Preis von 28.490 Euro erhältlich.
Technische Daten:
Hubraum: 1.103 cm³
Anzahl der Zylinder: 4 in V-Anordnung, 90°
Leistung: 214 PS bei 13.500 U/min
Drehmoment: 120 Nm bei 11.250 U/min
Tankinhalt mit Reserve: 16 Liter
Gewicht ohne Kraftstoff: 189 kg
Sitzhöhe: 845 mm
Abgasnorm: EURO 5+
Höchstgeschwindigkeit: 298 km/h
Verbrauch gemäß WMTC (World Motorcycle Test Cycle): 7,1 l/100 km
CO₂-Emissionen gemäß WMTC: 165 g/km
Was uns gefällt / was uns nicht gefällt:
+:
Fahrkomfort
Sitzposition
Progressives und präzises Bremsverhalten
Elektronisches Management
– :
Keine Tankanzeige auf dem Display
Zu viele Details auf dem Display
Auspuff wird unter den Oberschenkeln heiß (ohne für Verbrennungen zu sorgen)
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