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Die Klima-Agence unterstützt die luxemburgische Gesellschaft dabei, die Energiewende zu meistern. Gegründet wurde sie 2008 unter dem Namen myenergy. Zu ihrem 15-jährigen Bestehen zieht Direktor Fenn Faber Bilanz.

Was ist das Ziel der Klima-Agence?

Fenn Faber

Grundlegendes Ziel ist es, der luxemburgischen Gesellschaft bei der Energiewende und dem Klimaschutz beratend zur Seite zu stehen. Wir informieren über Maßnahmen zum Energieverbrauch, zur Förderung von erneuerbaren Energien, zum nachhaltigen Wohnen, zur Elektromobilität, zum Umgang mit natürlichen Ressourcen und der Einführung der Kreislaufwirtschaft. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Punkten, die bei der Umsetzung solcher Projekte relevant sind. Außerdem erklären wir die Pflichten und informieren über staatliche Förderprogramme wie den „Klimabonus“, um mehr Menschen und Investitionen für diese Projekte zu gewinnen. Dabei legen wir großen Wert auf die Qualität der Projekte.

Welche Aufgaben hat Ihre Organisation konkret?

Fenn Faber

Ursprünglich war das Ziel vor allem, Verbraucher zu Energieeffizienz und erneuerbaren Energien zu begleiten. Diese Themen sind noch heute aktuell, aber der Fokus liegt nun klassischerweise mehr auf der energetischen Sanierung und Maßnahmen zum Energiesparen im Alltag. Hinzu kamen die Einführung von ersten Förderungen, aber auch bestimmte Auflagen, die beim Neubau zu beachten sind.

Wie haben sich diese Aufgaben im Laufe der Zeit verändert?

Fenn Faber

Der Bereich private Verbraucher bildet weiterhin das Fundament unserer Arbeit. Doch die Themen sind vielfältiger geworden – etwas mit der Elektromobilität seit 2017. Im Rahmen der Programme „Pacte Climat“ und „Pacte Nature“ arbeiten wir auch mit den Kommunen zusammen, mit Unternehmen beim „Klimapakt fir Betriber“ sowie mit allen politischen Entscheidungsträgern, Ministerien und anderen Institutionen.

Welche Themen interessieren Ihre Gesprächspartner am meisten?

Fenn Faber

In den vergangenen Jahren hat sich Photovoltaik zum zentralen Thema entwickelt – nicht nur wegen der großzügigen Förderung, sondern auch wegen des Potenzials der Solarenergie: Jeder kann seinen eigenen Strom produzieren und damit die Energiekosten senken. Die realisierten Projekte wirken sich direkt aus. Weitere Maßnahmen, die den Eigenverbrauch erhöhen, bauen darauf auf wie die Elektromobilität, der Einbau einer Wärmepumpe oder andere Maßnahmen zur Dekarbonisierung. Ein weiteres zentrales Thema ist die energetische Sanierung mit allen Fragen, die sich daraus ergeben.

Hat die Energiepreiskrise nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine neue Fragen aufgeworfen?

Fenn Faber

 

Seit der Energiekrise ist das Interesse für Fragen rund um die Energiekosten deutlich gestiegen. Die Verbraucher möchten wissen, wie das Energiesystem funktioniert, woher die Energie kommt und vor allem warum die Preise steigen. Sie interessieren sich unter anderem für die Möglichkeit, direkt Einfluss auf die Kostenreduktion zu nehmen, indem sie vor allem die Energiewende mitgestalten: Wie kann ich meine Stromrechnung senken, wenn ich meine Gewohnheiten oder meine Lebensweise im Sinne der Energieeffizienz anpasse?

 

Dies gilt ebenfalls für den Übergang zu Photovoltaik. Die Leute haben schnell verstanden, dass sie den Bezug aus dem Stromnetz durch Eigenverbrauch verringern. Dies ist ein wichtiger Paradigmenwechsel: Immer mehr Menschen erkennen allmählich die Vorteile der Energiewende. Durch die Dekarbonisierung des Eigenheims – dank der Kombination aus Photovoltaikanlage, Elektroauto und Wärmepumpe – kann das eigene Zuhause energieresilienter werden.

Welchen Raum nimmt die Elektromobilität in Ihrer Beratung ein?

Fenn Faber

Wir beschäftigen uns nun seit acht Jahren mit der E-Mobilität. Wir betrachten eine Wohnung oder ein Haus immer als Ganzes. Entscheidend ist die Gebäudehülle, also die Energieeffizienz, das Heizen mit einer Wärmepumpe und die Stromversorgung durch eine Photovoltaikanlage. Die Elektromobilität mit dem E-Auto ist nun Teil dieser Gleichung und macht die Dekarbonisierung eines Haushalts damit vollständig.

 

Wir wollen die Vorteile der Elektromobilität faktenbasiert deutlich machen und vor allem die verschiedenen Zielgruppen unterstützen, wenn es um Ladelösungen geht – sei für zu Hause, den Arbeitsplatz oder an öffentlichen Ladestationen. Dabei geht es um die Wahl der Säulen, die Verbindung zu Photovoltaikanlagen und die intelligente Steuerung der Energieflüsse in Gebäuden.

 

Wie viele Anfragen bearbeiten Sie jährlich?

Fenn Faber

2019 haben wir rund 6.000 Anfragen erhalten. 2024 waren es mehr als 16.000. Der Anstieg war also bedeutend, vor allem in den vergangenen fünf Jahren.

 

Von 16.000 Anfragen entfielen rund 3.500 auf Hausbesichtigungen, bei denen wir kostenlos und neutral grundlegende Ratschläge geben. Die anderen Anfragen beantwortet unsere Hotline, die der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Außerdem nehmen wir an Messen und verschiedenen Veranstaltungen teil.

Wie haben sich Ihre Ressourcen parallel dazu entwickelt?

Fenn Faber

Unser Team besteht derzeit aus rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Als ich vor elf Jahren bei myenergy anfing, waren wir rund 15 Personen. Der Personalbestand ist also stark gewachsen. Die verschiedenen Regierungen zeigen in der Regel recht großes Engagement für unsere Themen. Dabei unterstützen sie nicht nur unsere Einrichtung finanziell, sondern fördern auch Programme wie insbesondere das Klimabonus-System.

Nehmen Sie seit der Gründung der Klima-Agence wahr, dass sich Ihre Gesprächspartner den Herausforderungen stärker bewusst werden?

Fenn Faber

Ja. Die Art der Fragen hat sich verändert. Zu Beginn unserer Tätigkeit wandten sich vor allem „Pioniere“ an uns – Menschen, die sich für das Thema interessierten und sich über spezifische technische Aspekte informieren wollten. Seit einigen Jahren kontaktieren uns aber Personen aus allen Bereichen der Gesellschaft. Sie wollen und müssen die Technik nicht bis ins Detail verstehen, sondern suchen Unterstützung und Sicherheit bei ihren Investitionsentscheidungen. Wir haben unsere Beratung entsprechend angepasst, um alles möglichst klar und verständlich zu erklären.

Und die Unternehmen?

Fenn Faber

In diesem Bereich haben wir unsere Aktivitäten ebenfalls stärker ausgebaut wie mit dem Programm „Klimapakt fir Betriber“, das wir in Zusammenarbeit mit Luxinnovation entwickelt haben. Wir wollen vor allem KMU bei der Energiewende und der Dekarbonisierung unterstützen. Das ist interessant, denn wenn die Unternehmen anfangen, sich mit dem Thema zu befassen, dies auch heißt, dass die Maßnahmen mit Blick auf die Rentabilität auch sinnvoll sind. Wir treiben die Energiewende für die künftigen Generationen voran, für den Schutz des Planeten und des Klimas, aber auch, um neue wirtschaftliche Aktivitäten zu entwickeln. Und ich bin überzeugt davon, dass sich dieser dynamische Trend in diese Richtung fortsetzt. Indem wir die Energiewende konkreter und strukturierter gestalten, stärken wir die Widerstandsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und unterstützen ihre Bemühungen hin zu einer nachhaltigeren Zukunft. Im aktuellen geopolitischen Kontext und angesichts der erforderlichen Anpassung an den Klimawandel sollte jede Gesellschaft in solche Lösungen investieren.

Photovoltaik hat in Luxemburg eine sehr große Bedeutung erlangt. Welche Frage sollte man sich bei der Installation einer PV-Anlage vor allem stellen?

Fenn Faber

Am wichtigsten ist die Größe. Die meisten entscheiden sich heute für eine Installation, deren Rentabilität nach dem Eigenverbrauch berechnet wird. In erster Linie soll der Strom vom eigenen Dach selbst genutzt werden. Wenn die Größe aber nicht dem Bedarf entspricht, ist die Anlage möglicherweise weniger rentabel als erhofft. Während der Planung muss man sich also konkret folgende Frage stellen: Was kombiniere ich mit dieser PV-Anlage? Sie muss beispielsweise nicht sehr groß sein, wenn es in dem Haushalt keine Wärmepumpe und E-Autos gibt, sondern nur Haushaltsgeräte mit Strom versorgt werden sollen. Wird aber Strom fürs Heizen, die Elektromobilität oder eine Batterie benötigt, sollten die Abmessungen der Anlage deutlich größer ausfallen.

Wir entwickeln in Luxemburg derzeit einen Simulator, der es ab nächstem Jahr ermöglichen wird, mit verschiedenen Parametern zu spielen, um herauszufinden, welches Potenzial das eigene Haus aufweist und um eine Brücke zu schlagen zwischen einer Photovoltaikanlage und weiteren Maßnahmen zur Dekarbonisierung.

Wie entwickelt sich der Photovoltaikmarkt?

Fenn Faber

Der Markt boomt. Viele neue Unternehmen haben in den vergangenen Jahren den luxemburgischen Markt betreten. Das ist positiv, denn es besteht eine große Nachfrage. Man sollte sich bei der Auswahl des Handwerkers aber Zeit nehmen und zwei oder drei Kostenvoranschläge einholen, vor allem, wenn das Projekt komplex ist und eine Wärmepumpe und eine Batterie zum Einsatz kommen sollen. Um das bestmögliche Angebot zu erhalten, sollte man die Anbieter miteinander in Wettbewerb bringen. Die Regierung will Projekte weiter mitfinanzieren, daher besteht kein Zeitdruck. Wie angekündigt, soll ein Vorfinanzierungssystem eingeführt werden. Verbraucher können sich die Beihilfen dann vorfinanzieren lassen, ohne sie vorstrecken und auf die Rückerstattung warten zu müssen.

Welche Bilanz ziehen Sie nach 15 Jahren in Ihrer Tätigkeit?

Fenn Faber

Die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre war sehr positiv. Unsere Themen zeigen Wirkung in der Gesellschaft und das Interesse der verschiedenen Akteure steigt immer weiter.

Welche Ziele verfolgen Sie zukünftig mit der Klima-Agence?

Fenn Faber

Wir wollen ein möglichst breites Publikum erreichen: Haushalte, Unternehmen, Gemeinden und andere Akteure. Dabei behalten wir die Notwendigkeit einer gerechten Energiewende stets im Blick. Wir wollen sicherstellen, dass nicht nur die Akteure unterstützt werden, die über die entsprechenden Ressourcen verfügen, sondern auch diejenigen, deren wirtschaftliche Ausgangslage schwieriger ist. Wir müssen Mittel und Wege finden, um sie in den Wandel einzubeziehen, damit auch sie ihre Vorhaben umsetzen können.