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Gute Gewohnheiten brauchen Zeit, um sich zu etablieren. Genau das zeigt sich derzeit auf der A3, wo der Abschnitt zwischen dem Croix de Gasperich und der Aire de Berchem nun über eine dritte Spur für Fahrgemeinschaften verfügt. Das Verkehrsinformationsteam des ACL teilt seine ersten Beobachtungen.

Bevor wir ins Detail gehen, sei noch einmal daran erinnert, wer diese Spur nutzen darf: Die Regel ist einfach – sobald sich mindestens zwei Personen im Fahrzeug befinden, darf die Fahrgemeinschaftsspur befahren werden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt auf allen drei Fahrspuren normalerweise 90 km/h und wird während der Stoßzeiten (6–11 Uhr und 15–20 Uhr) auf 70 km/h reduziert.

Das Verkehrsinformationsteam des ACL hat aufmerksam verfolgt, wie die Autobahn nun genutzt wird. „Menschen sind Gewohnheitstiere und unsere Beobachtungen bestätigen, dass alles Neue Zeit braucht, um sich durchzusetzen“, betont das Team. „In den ersten Tagen wurde die dritte Spur nur wenig genutzt. Ob dies auf mangelnde Informationen oder auf die noch wenig verbreitete Praxis des Mitfahrens zurückzuführen ist, lässt sich schwer sagen.“

Verkehrsteilnehmer verunsichert

Zwischen dem Croix de Gasperich und Berchem weisen Schilder deutlich auf „+2“ hin. Diese Angabe sorgte anfangs für Verwirrung: Sind zwei oder drei Insassen erforderlich? Zählen Babys oder Kleinkinder mit?

Die Antwort ist klar: Ja, auch Babys und Kleinkinder zählen als Passagiere. Jeder Mensch an Bord wird berücksichtigt – unabhängig vom Alter. Haustiere hingegen gelten nicht als Mitfahrer, auch wenn sie als Familienmitglieder betrachtet werden.

Erste Bilanz nach sieben Wochen

„Die Fahrgemeinschaftsspur wird langsam, aber sicher häufiger genutzt. Die Autofahrer beginnen zu verstehen, wie sie funktioniert, und befahren sie entsprechend“, berichten die Verkehrsexperten. Im Radio erinnert der ACL regelmäßig an die neue Spur: „Es gehört zu unseren Aufgaben, die Verkehrsteilnehmer über Neuerungen zu informieren.“

Ein Erfahrungsbericht bestätigt diese Entwicklung: Eine Frau, die Mitglied im ACL ist und die den Verkehrsinformationsdienst kontaktiert hatte, berichtet, dass sie seit der Eröffnung der dritten Spur „jeden Morgen 20 Minuten Zeit spart“. Eine nicht zu unterschätzende Erleichterung – besonders im Berufsverkehr.

Zögerliche Akzeptanz

Trotzdem stellt das Team weiterhin eine gewisse Zurückhaltung fest. „Es ist schwer zu sagen, woran das liegt“, sagen die Mitarbeitenden. Noch lässt sich keine signifikante Entlastung des Verkehrs zu den Stoßzeiten feststellen, auch wenn eine leichte Verbesserung erkennbar ist. Es wird noch Zeit brauchen, um die tatsächlichen Auswirkungen dieser Baumaßnahme beurteilen zu können.

Auch die Straßenbauverwaltung und das Mobilitätsministerium verfolgen die Entwicklung genau. Bis 2026 wollen sie fundierte Schlussfolgerungen ziehen.

Automatisierte Kontrollen ab 2026

Mobilitätsministerin Yuriko Backes stellte bereits klar, dass es keine Übergangsphase gebe: Seit der Eröffnung der Spur finden Polizeikontrollen statt. Ab Anfang 2026 sollen automatische Radarkontrollen in Betrieb genommen werden. Eine Testphase ist bis Ende 2025 vorgesehen. Derzeit ist es keine Seltenheit, dass Motorräder und Autos, in denen sich lediglich ein Fahrer befindet, die Spur unerlaubt nutzen.

Belgische Fahrgemeinschaftsspur weiterhin wenig genutzt

Die 2019 eröffnete Spur für Fahrgemeinschaften auf der belgischen Autobahn E411 zwischen Arlon und der luxemburgischen Grenze – rund zehn Kilometer lang – hat bislang wenig Anklang gefunden.

Im Gegensatz zur luxemburgischen Spur auf der A3 weist sie mehrere Besonderheiten auf: Sie verläuft auf der rechten Seite der Fahrbahn, während Luxemburg sich für eine linke Spur entschieden hat. Ursprünglich war sie Fahrzeugen mit mindestens drei Insassen vorbehalten. Seit Januar 2025 genügt es, wenn zwei Personen im Fahrzeug sitzen – eine Maßnahme, um die Nutzung zu fördern.

Doch die Lockerung zeigt kaum Wirkung. Der ausgebaute Autobahnabschnitt, der den belgischen Staat 13 Millionen Euro kostete, wird fünf Jahre nach seiner Inbetriebnahme weiterhin kaum genutzt.

„Anfangs war ich skeptisch, was den Nutzen dieser Spur betrifft, aber inzwischen sehe ich sie als sinnvolle Maßnahme zur Verbesserung der Mobilität“, erklärt Laurent Mertz, Beisitzender im Vorstand der Arbeitnehmerkammer und täglicher Pendler zwischen Arlon und Luxemburg-Stadt. „Allerdings ist es bedauerlich, dass rund 50 Prozent der Nutzer sich nicht an die Regeln halten. In der Hälfte der Fälle sitzt nur eine Person im Auto, viele fahren deutlich zu schnell. Das führt zu Spannungen im Verkehr. Kontrollen gibt es kaum und die Strafe von nur 90 Euro schreckt niemanden ab. Ich bin überzeugt, dass es irgendwann zu einem schweren Unfall kommen wird.“

Auch die mangelnde grenzüberschreitende Abstimmung kritisiert er: „In Belgien verläuft die Spur rechts, in Luxemburg links. Das zeigt, wie schwierig eine Einigung zwischen den Nachbarländern noch immer ist. Ich bin kürzlich auf der A3 auf der linken Spur gefahren – das war ziemlich irritierend.“

Derzeit endet die belgische Spur an der Grenze. Eine Verlängerung auf luxemburgischer Seite ist bis 2035 geplant, allerdings aus technischen Gründen auf der linken Seite. Diese Konstellation könnte die Verbindung erschweren. In Belgien wird der Umbau der Spur auf die linke Seite auf 20 Millionen Euro geschätzt – ein Betrag, den die Behörden bislang als zu hoch einstufen.