Leapmotor B10

Vertreter von Leapmotor International, einem Joint Venture zwischen dem Automobilhersteller Stellantis und dem chinesischen Start-up Leapmotor, beschreiben den B10 als den „europäischsten” chinesischen SUV, entstanden aus der Zusammenarbeit über Kontinente hinweg. Er wurde für den europäischen Markt konzipiert und entwickelt.

Geräumig und minimalistisch

Von außen erscheint der B10 frisch und modern, dank einfacher Linien und versenkten Türgriffen, die zum fließenden Gesamteindruck beitragen. Der Innenraum ist hell und geräumig, was zum Teil auf das riesige Panoramadach zurückzuführen ist, das sich über den größten Teil des Autodachs erstreckt (aber nicht geöffnet werden kann). Der Radstand beträgt 2.735 Millimeter. Sowohl vorne als auch hinten ist reichlich Kopf- und Beinfreiheit gegeben. Die Rücklehnen der Sitze lassen sich leicht umklappen, um den ohnehin schon geräumigen Kofferraum zu vergrößern. Dadurch erhöht sich das Kofferraumvolumen von 430 auf 1.700 Liter. Ein kleiner Kofferraum im vorderen Teil des Fahrzeugs bietet zusätzliche 25 Liter Stauraum. Die Sitze des Testmodells sind sehr bequem, mit ECO-Leder bezogen, beheizbar oder belüftet. Die Rücklehnen lassen sich sogar komplett in die Horizontale zurückfahren.

Das Armaturenbrett ist minimalistisch und aus Hartkunststoff gefertigt, mit zwei Lüftungsdüsen an den Seiten und zwei weiteren in der Mitte. Über den großen, ebenfalls mittig platzierten Touchscreen lassen sich fast alle Funktionen steuern, von der Innenraumtemperatur über die Navigation bis hin zur Öffnung des Kofferraums. Die Mittelkonsole ist mit einem Induktionsladegerät für Mobiltelefone und USB-Anschlüssen ausgestattet. Auf der Beifahrerseite fallen sechs ovale Löcher im Armaturenbrett auf: Dabei handelt es sich Relikte aus dem chinesischen Design. Beifahrer können dort verschiedene Zubehörteile befestigen, sei es ein Minitisch für einen Laptop oder ein Plüschtier.

Das Lenkrad verfügt nur über wenige Bedienknöpfe, denn auch hier wird fast alles über den Haupt-Touchscreen gesteuert. Das Lenkrad liegt gut in der Hand. Das Auto spricht schnell auf jede noch so winzige Lenkbewegung an. Ein kleiner Bildschirm hinter dem Lenkrad zeigt Informationen wie die Geschwindigkeit und den Ladezustand an, jedoch verdecken die Hände beim Fahren oft die Anzeige.

Ein agiles und modernes Auto

Wir haben den B10 in verschiedenen Umgebungen getestet, darunter im stockenden Stadtverkehr, bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn und auf einigen kurvigen Straßen entlang der Küste und in den Bergen. Das Auto macht genau das, was der Fahrer von ihm erwartet: Es reagiert schnell, beschleunigt in weniger als acht Sekunden von 0 auf 100 km/h und hat eine maximale Leistung von 218 PS. Außerdem liegt es auch in engen Kurven gut auf der Straße.

Da es sich um ein Elektroauto handelt, hören Sie den Motor nicht. Das Auto ist insgesamt leise und schirmt Straßengeräusche gut ab. Es verfügt über 17 fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme (ADAS) wie die adaptive Distanzregelung, den Totwinkel- und Spurhalteassistent, die Anzeige von Tempolimits und eine Einparkhilfe vorne, die recht subtil und nicht zu aufdringlich sind. Sie lassen sich auch einfach über den Haupt-Touchscreen deaktivieren, wenn Sie dies wünschen. Überrascht haben uns die Warnmeldungen bei engen Kurven oder vor großen Tieren.

Bei Elektroautos gibt es oft Bedenken mit Blick auf die Reichweite und das Laden. Der B10 bietet zwei Batterieoptionen: Pro (361 km Reichweite nach WLTP) und ProMax (434 km Reichweite nach WLTP). Im Testfahrzeug mit ProMax-Batterie starteten wir mit einer Reichweite von 428 Kilometern und beendeten die Fahrt mit 299 Kilometern, was einer Differenz von 129 Kilometern entspricht. Tatsächlich legten wir 115 Kilometer zurück. Die Effizienz ist recht gut, aber verbesserungsfähig. Unser Verbrauch lag bei 13,1 kWh pro 100 Kilometer. Es gibt zwei Lademöglichkeiten: AC für das Laden zu Hause mit einem integrierten 11-kW-Ladegerät und DC mit einer maximalen Ladeleistung von 168 kW. Damit kann das Auto in 20 Minuten die Hälfte seiner Reichweite zurückgewinnen.

Reich an neuesten Technologien

Der B10 basiert auf der LEAP-3.5-Architektur von Leapmotor. Seine Batterie ist direkt in das Chassis integriert, was ihm mehr Steifigkeit verleiht, den Schwerpunkt senkt und zu einem besseren Platzangebot führt. Die elektronische Architektur wurde ebenfalls vereinfacht und ist stark integriert. Ein zentraler Domänencontroller ist für die Koordination aller Funktionen zuständig, vom Antriebsstrang bis zum Infotainmentsystem. Tatsächlich gibt es nur 22 elektronische Steuereinheiten (ECUs), die durch einen 996 Meter langen Kabelbaum miteinander verbunden sind. Das KI-basierte Thermomanagementsystem, das acht Kilogramm wiegt, überwacht außerdem das elektrische Antriebssystem in Echtzeit.

Es besteht kein Zweifel: Das Auto ist vollgepackt mit Technologie, vielleicht sogar ein bisschen zu sehr. Sie spielt schon beim Öffnen des Autos mit einer NFC-Karte eine wichtige Rolle. Vielleicht geht es Ihnen so wie uns und es fällt Ihnen anfangs schwer, sich an diesen digitalen Schlüssel zu gewöhnen. Laut Unternehmensvertretern wird geprüft, ob zukünftig ein physischer Schlüssel angeboten werden kann. Mit der Leapmotor-App können Sie die Türen aus der Ferne entriegeln, Ihr Fahrzeug klimatisieren, das Aufladen planen und Ihren Fahr- und Verbrauchsverlauf einsehen.

Der große Touchscreen ist intuitiv gestaltet und funktioniert wie ein Smartphone, mit Apps und Widgets, die Sie verschieben und anpassen können. Das LEAP-4.0-Plus-System bietet eine Echtzeit-3D-Darstellung des Autos, sodass Sie beispielsweise sehen können, welche Türen geöffnet sind. Es gibt zahlreiche digitale Funktionen wie das Navigationssystem, mit dem Sie Restaurants, Sehenswürdigkeiten oder Ladestationen für Elektroautos finden und Ihre Route planen können. Das gesamte Auto wird über diesen Bildschirm gesteuert, sogar die Einstellung der Seitenspiegel oder der Temperatur, was für diejenigen, die an manuelle Bedienelemente für solche Funktionen gewöhnt sind, störend sein kann. Es ist jedoch möglich, den Bildschirm mit „Verknüpfungen” anzupassen, sodass Sie Ihre bevorzugten Einstellmöglichkeiten leichter finden.

An Anwendungen mangelt es nicht. Möchten Sie Musik hören? Spotify steht bereit. Möchten Sie ein Video ansehen? TikTok ist verfügbar. Müssen Sie an einer Besprechung teilnehmen? Öffnen Sie die Zoom-App. Aber vergessen Sie nicht: Ablenkung beim Fahren ist gefährlich!

Hochauflösende Kameras erleichtern das Rückwärtsfahren, können aber auch als Dashcam verwendet werden, wobei die Videosequenzen auf einem USB-Stick gespeichert werden. Der Hersteller kann Updates drahtlos aufspielen. Android- und Apple-CarPlay-Funktionen sollen in Kürze eingeführt werden.

Ein ausgewogenes Modell

Der Leapmotor B10 erinnert ein wenig an das Märchen „Goldlöckchen und die drei Bären“: Der SUV ist weder zu groß noch zu klein, weder zu hart noch zu weich. Er ist nicht zu sportlich, aber meistert die Kurven einer Bergstraße, wenn man es von ihm verlangt. Er ist genau das, was er verspricht: ein moderner, erschwinglicher, vollelektrischer Crossover für die ganze Familie, der voller Technologie steckt. Der Elektro-Crossover ist seit Oktober 2025 in Luxemburg erhältlich. Sein Einstiegspreis liegt bei 29.900 Euro. Damit ist er eine erschwingliche Option für seine Zielgruppe: junge, technikbegeisterte Familien. Das von uns getestete Modell, der Design Pro Max in Starry Night Blue, wird zum Preis von 33.400 Euro angeboten.