Zum Inhalt springen
Inscription

Newsletter

Luxemburg verfolgt ein klares Ziel: Das Land will sich als europäisches Kompetenzzentrum im Bereich des automatisierten und vernetzten Fahrens positionieren. Diese Strategie ist Teil des wirtschaftlichen Diversifizierungs- und Technologieentwicklungsplans des Landes. Das Ziel: Der Aufbau eines dynamischen Ökosystems rund um die intelligente Mobilität.

„Autonomes Fahren ist keine Zukunftsvision, sondern bereits Realität“, erklärten Yuriko Backes, Ministerin für Mobilität und öffentliche Arbeiten, und Lex Delles, Wirtschaftsminister, bei der Vorstellung der nationalen Strategie „Automatiséiert Fueren 2028“. Die beiden Minister wollen Tempo machen: Bis 2028 soll Luxemburg das erste europäische Land mit einem vollständigen gesetzlichen Rahmen für den täglichen Einsatz autonomer Technologien werden.  „Wir wollen schnell vorankommen, um Unternehmen anzuziehen und hier in Luxemburg weiterzuentwickeln“, betonte Lex Delles. Die beiden DP-Minister stellten ihre Pläne in dieser Woche bereits den zuständigen Parlamentsausschüssen vor, und erhielten dort weitgehend positives Feedback.

Eine ambitionierte Strategie, vergleichbar mit der Weltraumpolitik

Ähnlich wie die Initiative „SpaceMining“, die Luxemburg auf die globale Innovationskarte im Space-Sektor gesetzt hat, will die Regierung diesen Erfolg nun im Bereich der autonomen Mobilität wiederholen.
„Eine McKinsey-Studie schätzt den weltweiten Markt für autonomes Fahren bis 2035 auf 300 bis 400 Milliarden Euro. Luxemburg will hier in Europa eine führende Rolle spielen“, erklärte Lex Delles und unterstrich damit die wirtschaftliche Bedeutung der Branche.

Um ein echtes Ökosystem zu schaffen, setzt das Land auf seine Stärken: kurze Entscheidungswege, hohe Kompetenz und die Fähigkeit, schnell die nötigen Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen.
„Mit Akteuren wie Émile Weber, CFL, Sales Lentz oder Pony.ai hat Luxemburg bereits Pilotprojekte vorzuweisen. Aber es bleiben Fragen zur Regulierung, Versicherung und Aufsicht offen. Ein klarer rechtlicher Rahmen soll hier Antworten liefern, um innovative Unternehmen anzuziehen und die Entstehung von Start-ups zu fördern“, erklärten die beiden Minister. Darüber hinaus betonten sie die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Forschung, Wirtschaft und Behörde. „Innovation ist entscheidend. Wir müssen die Verbindungen zwischen der Universität Luxemburg, dem SnT und dem Nationalen Forschungsfonds weiter stärken, um Unternehmen bestmögliche Innovationsbedingungen zu bieten“, so Delles.

Erste Tests laufen

Auch wenn viele das autonome Fahren seit Jahren als Zukunftsthema betrachten, sind die Fahrzeuge längst auf luxemburgischen Straßen unterwegs. „Das US-Unternehmen Pony.ai hat in Luxemburg bereits 2.000 Kilometer unfallfrei absolviert. Derzeit sitzt noch ein Sicherheitsfahrer im Fahrzeug, da es keinen passenden gesetzlichen Rahmen gibt. Unsere Strategie zielt darauf ab, über die bestehenden Gesetze hinauszugehen“, erklärte Delles.

„Autonomes Fahren geschieht in verschiedene Stufen. Der erste Schritt ist mit modernen Assistenzsystemen bereits getan. Sicherheit steht im Zentrum unserer Strategie. Wir erfinden das Rad nicht neu: In den USA oder Asien fahren bereits Taxis und Lastwagen ohne Fahrer. Europa steht auf der Bremse. Wir müssen schnell handeln, um Unternehmen anzuziehen und weiterzuentwickeln“, so der Minister weiter.

Der Menschen im Mittelpunkt der Techniologie

Trotz des hohen Tempos will die Regierung das Thema nicht allein aus technologischer Sicht vorantreiben. Auch soziale und humane Aspekte sollen berücksichtigt werden. Technologie löst mitunter Ängste aus, etwa in Bezug auf Arbeitsplätze. Yuriko Backes betonte daher, dass die Strategie Teil einer umfassenden wirtschaftlichen Diversifizierung sei, die ein dynamisches Ökosystem rund um intelligente Mobilität schaffen und gleichzeitig eine „harmonische und ethische Integration dieser Technologien in die Gesellschaft“ sicherstellen soll. Die Ministerin hob hervor, dass automatisierte Fahrzeuge in das bestehende multimodale Mobilitätssystem Luxemburgs integriert werden müssen.

Ein zentrales Anliegen der Ministerin ist die gesellschaftliche Akzeptanz des autonomen Fahrens. Diese soll durch eine transparente Kommunikation zu Themen wie Sicherheit und Beschäftigung gefördert werden.
„Wir stehen im Austausch mit den Sozialpartnern. Ich bin überzeugt, dass autonomes Fahren Vorteile bringen wird, insbesondere für den Logistiksektor, der unter Fachkräftemangel leidet“, sagte Backes.

Die sechs Säulen der Strategie „Automatiséiert Fueren 2028“:

  • Ein angepasster Rechtsrahmen für das autonome Fahren
  • Förderung von Kompetenz und Talenten durch Ausbildung und Anwerbung von Fachkräften
  • Ausbau der Infrastruktur und Ökosysteme für neue Technologien
  • Förderung von Forschung und Innovation durch Kooperation zwischen Universitäten, Forschungszentren und Industrie
  • Effiziente Unterstützungsdienste für Unternehmen
  • Stärkere internationale Zusammenarbeit zur Sicherung von Interoperabilität und Wettbewerbsfähigkeit

Ein interministerieller Ausschuss soll die Umsetzung überwachen und eine koordinierte Vorgehensweise sicherstellen.

Konkrete Anwendungsfälle ab 2027

In den kommenden Monaten will die Regierung einen Gesetzesentwurf einbringen. Folgend, die fünfwichtigsten Anwendungsfälle:

  • Robotaxis für fahrerlose On-Demand-Transportdienste
  • „Last-Mile“-Shuttles, integriert in den öffentlichen Verkehr
  • Automatisiertes Valet Parking in verkehrsberuhigten Zonen
  • Automatisierte Logistik für den Gütertransport
  • Autonomes Fahren auf Autobahnen mit Automatisierungsstufen 3 und 4 für mehr Sicherheit und fließenden Verkehr

Diese Tests sollen schrittweise und kontrolliert umgesetzt werden. Eine Markteinführung ist für 2027 geplant, vorbehaltlich einer Zustimmung durch das Parlament.