Mit dem Fahrrad zum Arbeitsplatz
Lästige Staus können schon morgens die gute Laune verderben. Die Tage sind jetzt länger, das Wetter angenehm: Das dürften einige Anreize sein, sich mit dem Fahrrad zum Arbeitsplatz zu begeben. Um Ihnen möglichst praxisnahe Informationen über Vor- und Nachteile zu geben, schildere ich Ihnen meine persönlichen Erfahrungen, sei es mit dem Straßenrad oder alternativ mit dem Gravelbike – in diesem Fall auf zum Teil nicht asphaltiertem Untergrund. Aber schauen wir uns zuerst einmal die Gründe an, warum das Fahrrad für den Weg zur Arbeit sinnvoll ist:
Es bereitet viel Spaß
An erster Stelle steht für mich der Spaß, wenn ich gelegentlich mit dem Rad zur Arbeit fahre. Bei kühler Luft in der Morgensonne, auf einem idyllischen Radweg zwischen wohlduftenden Feldern oder auf dem Schotterweg durch den Wald werden oft Glückshormone ausgeschüttet. Ein gewisses Freiheitsempfinden und das Gefühl, schon am Morgen körperlich etwas geleistet zu haben, machen glücklich.
Fitness und Gesundheit
Für diejenigen, die im Büro arbeiten – und ich zähle dazu – kommt die Bewegung oft zu kurz. Fahrradfahren wirkt dem entgegen, Kalorien werden verbrannt, Abwehrkräfte sowie Atemwege, Muskel und das Herz-Kreislauf-System gestärkt. Nicht zu unterschätzen ist der positive Einfluss auf die mentale Fitness, die Koordination und den Gleichgewichtssinn. Laut Studien sinkt das Krankheitsrisiko für bestimmte Erkrankungen bei regelmäßiger Fahrradnutzung um über 40 Prozent. Außerdem kann Stress rasch abgebaut werden. Nach einem Tag im Büro können Sie beim Radeln auf dem Heimweg schneller abschalten.
Nachhaltigkeit
Radfahren ist eines der umweltfreundlichsten Fortbewegungsmittel. Treibstoffimporte werden ebenso reduziert wie Feinstaub und gesundheitsschädliche Abgase. Es wird – abgesehen von der Herstellung – kein CO2 emittiert. Ein Fahrrad nimmt gegenüber anderen Fortbewegungsmitteln zudem wenig Platz ein, ähnlich wie beim Motorrad rechnet man mit 1,5-2 Quadratmetern. Fahrräder verursachen auch keine Straßenschäden.
Kostenfaktor
Fahrräder gibt es in allen Preisklassen und sie können bei regelmäßiger Pflege über mehrere Jahre zum Einsatz kommen. Die Unterhaltskosten sind sehr gering. An dem Tag, an dem Sie zur Arbeit pendeln, verbraucht Ihr Auto keinen Kraftstoff. Je nach Länge und Schwierigkeitsgrad der zurückzulegenden Strecke benötigen Sie nicht unbedingt spezifische Radkleidung außer einem Helm und einer reflektierenden Weste. In Städten sind Radfahrer oft im Anzug unterwegs.
Was gegen das Radfahren sprechen kann
Im Gegenzug gibt es auch negative Aspekte zu berücksichtigen. In unseren Regionen fängt das beim Wetter an. Ein langer Winter sowie Regen und Wind machen nicht unbedingt Lust aufs Radfahren. Sollten Sie trotzdem bei diesen Bedingungen unterwegs sein, ist angemessene Kleidung wichtig. Je nach Wetter und Strecke kommen Sie vielleicht verschwitzt an Ihrem Arbeitsplatz an. Da Fahrräder leicht zu stehlen sind, sollten Sie in ein gutes Schloss investieren oder das Bike sicher abstellen können.
Wie weit ist Ihr Weg zur Arbeit? Unter Umständen ist der Zeitaufwand mit dem Fahrrad höher im Vergleich zum Auto, zum Beispiel wenn Sie die Zeit zum Duschen oder Umziehen mitrechnen. Eine weitere wichtige Frage: Ist die Strecke fahrradgeeignet? Ein ernst zu nehmender Aspekt, denn es geht um Ihre Sicherheit.
Meine Erfahrungen
Ich fahre gelegentlich und abwechselnd mit zwei verschiedenen Fahrrädern zur Arbeit. In den Schulferien im Frühling und im Sommer herrscht deutlich weniger Berufsverkehr. Ein Straßenrad und der direkte Kurs über öffentliche Straßen, verbunden mit einem Abschnitt Fahrradweg, sind die schnellste Alternative für die 19,2 Kilometer von meinem Wohnort bis ins Büro. Bei hohem Verkehrsaufkommen ist mir diese Variante jedoch zu gefährlich. Außerdem ist die hohe Abgaskonzentration auf viel befahrenen Achsen nicht wirklich angenehm.
Die zweite Option ist das Gravelbike. Dieser Fahrradtyp kombiniert Off- und Onroad. Meine Route führt dann über Feld-, Wald- und ausgesuchte Fahrradwege. Die Wegstrecke verlängert sich um einige Kilometer sowie auch die damit verbundene Fahrzeit. In meinem Fall sind es etwa 15 Minuten mehr, mit der Rückfahrt am Nachmittag ergibt sich pro Tag eine halbe Stunde an zusätzlichem Zeitaufwand gegenüber dem Straßenrad. Beim Gravelbike schützen die angebrachten Schutzeinrichtungen über den Rädern vor Spritzwasser. Das wirkt zwar nicht ästhetisch, ist aber sehr wirkungsvoll. Bei nicht allzu schlechtem Wetter kann ich mit Bürokleidung plus reflektierender Weste fahren, was beim Rennrad nicht möglich wäre, und spare mir das Umziehen.
Das Risiko eines Plattfußes ist nach eigenen Erfahrungen etwas größer im Vergleich zum Auto oder Motorrad. Aus diesem Grund rate ich Ihnen bei wichtigen Terminen etwas mehr Zeit vorzusehen.
Je nach Distanz und Zugänglichkeit ist die Kombination von Fahrrad und öffentlichem Transport unter Umständen sinnvoll. Fahrräder können in Luxemburg in Zug, Bus und Straßenbahn kostenlos mitgenommen werden, unter Vorbehalt von freien Plätzen und soweit es keine Unannehmlichkeiten für andere Mitfahrer bedeutet. Auf längeren Strecken, gegebenenfalls mit größeren Höhenunterschieden, hilft ein E-Bike dabei, diese Hürden schnell und kraftsparend zu überwinden.
Route nach eigenen Vorlieben festlegen
Sie können sich selbst überzeugen: Es gibt unzählige Möglichkeiten, ein Fahrrad effizient für den Weg zur Arbeit einzusetzen. Mit etwas Einfallsreichtum gestalten Sie Ihre individuelle Route und können Sie sich auf diese Weise eine Art Fahrplan zurechtlegen. Dabei sollte der Spaß- und Entspannungsfaktor nicht zu kurz kommen.
Ein Tipp zum Schluss: Überfordern Sie sich nicht gleich am Anfang, erkunden Sie mehrere mögliche Strecken zum Beispiel an einem Wochenende ohne Zeitdruck und vergleichen Sie jeweils die zurückgelegten Kilometer und die Fahrzeit. Umso wichtiger ist aber auch Ihr subjektiver Eindruck in Bezug auf Ihr Sicherheitsgefühl, Ihr Wohlbefinden und die Fahrradtauglichkeit der verschiedenen Routen.
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