Während Europa die Produktion von Photovoltaikmodulen aus dem Ausland zurückholen will, verfügt Luxemburg mit Solarcells seit fast zwei Jahren über einen lokalen Akteur.
„Die Idee ist, die Beschaffung der Solarmodule zurückzuverlagern”, erklärt Michel Thein, Geschäftsführer von Solarcells. Das luxemburgische Unternehmen stellt seine Photovoltaikmodule selbst her. „Das nennt man Reshoring.“
Die Stromerzeugung aus Photovoltaik ist in Luxemburg in den vergangenen Jahren explosionsartig gestiegen – von 119 GWh im Jahr 2018 auf 360 GWh im Jahr 2024. Dies verdeutlicht die Bedeutung der Solarenergie für die Dekarbonisierungsstrategie des Landes.
Das Problem in Luxemburg wie auch in ganz Europa ist jedoch die Abhängigkeit des alten Kontinents von Drittländern, insbesondere von China. Diese Abhängigkeit gefährdet die Autonomie der europäischen Länder in diesem strategisch sehr wichtigen Sektor.
Strenge Qualitätskontrolle
Solarcells wurde vor fast zwei Jahren in diesem Zusammenhang aus der Muttergesellschaft Socom, einem wichtigen Akteur im Bereich der Strominstallation im Land, ausgegründet. „Unser Ziel ist es, die Kontrolle über die Qualität der in Luxemburg installierten Module vollständig zu besitzen. Daher übernehmen wir die Qualitätskontrolle von A bis Z selbst. Oft ist diese nicht ausreichend, wenn man weit weg kauft. Gleichzeitig wollen wir einen kundenorientierten und erreichbaren Kundendienst anbieten“, erklärt Michel Thein.
Die Photovoltaikmodule werden vollständig auf der 100 Meter langen Produktionslinie des Unternehmens in Hollerich hergestellt – vom Zuschnitt der Zellen bis zur Laminierung in Öfen bei 135 °C. „Es kommt nicht infrage, vorgefertigte Module zu kaufen und ein Etikett darauf zu kleben”, versichert Michel Thein.
An fünf Kontrollpunkten entlang der gesamten Produktionskette wird die Qualität überprüft. „Unser eigenes ‚Rezept‘ garantiert, dass die Module 25 bis 30 Jahre lang ohne Mängel auf dem Dach bleiben können”, so Thein.
Zulieferer aus Europa
Bei den Rohstoffen setzt Solarcells so weit wie möglich auf eine europäische Lieferkette und Partner, die qualitativ hochwertige Materialien zur Verfügung stellen. Allerdings gibt es einen Wermutstropfen: die Photovoltaikzellen selbst. „Derzeit hat Europa nicht die Mittel, um Photovoltaikzellen herzustellen“, stellt Michel Thein fest. „Das ist ein großes Problem, sowohl was das Know-how und die Produktionskapazitäten als auch die Technologieentwicklung und die Belastbarkeit der Lieferkette in Europa angeht. Hinzu kommt das Risiko, von einem einzigen Akteur abhängig zu sein, der nicht unbedingt ein zuverlässiger Partner ist.“
Harte Konkurrenz
In weniger als zwei Jahren hat der Hersteller Solarcells, der derzeit ausschließlich in Luxemburg aktiv ist, bereits 5 MW Photovoltaikleistung im Land installiert (von insgesamt 394 MW in 2024 im Großherzogtum).
Aber die Konkurrenz ist hart. Es gibt immer mehr europäische Akteure und vor allem bleiben die chinesischen Preise unschlagbar. „Durch das Dumping werden chinesische Module manchmal unter dem Selbstkostenpreis verkauft”, stellt Michel Thein fest.
Teurer, aber qualitativ hochwertiger
Die Module von Solarcells sind zwar im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent teurer, überzeugen aber durch ihre Qualität und eine lange Lebensdauer – im Gegensatz zu Billigmodulen. „Wer billig kauft, kauft in der Regel zweimal“, merkt Michel Thein an.
Es wird jedoch einige Zeit dauern, bis den Verbrauchern klar wird, dass kurzfristige Einsparungen keine Lösung sind. „Leider wird sich das Problem der für 30 Euro pro Stück verkauften asiatischen Module nicht morgen oder übermorgen zeigen, sondern in fünf bis zehn Jahren, wenn eine Reihe der in den letzten zwei Jahren installierten Anlagen ersetzt werden muss“, erklärt Michel Thein. „Das fängt übrigens schon bei einigen Großanlagen an, bei denen sich herausstellt, dass die Module nicht den technischen Produktdaten entsprechen, unter denen sie verkauft wurden.“
Weitere Produkte geplant
Solarcells möchte sich auf jeden Fall behaupten und trotz der Schwierigkeiten weitermachen. „Es ist ein täglicher Kampf. Es läuft nicht super, aber auch nicht schlecht. Wir schaffen es, uns über Wasser zu halten. Wir machen weiter“, erklärt Michel Thein.
Das Unternehmen möchte sein Angebot ausweiten und neben Dachanlagen auch Agri-PV-Anlagen mit Modulen in Form von Schattenspendern auf Feldern anbieten. Außerdem sollen individuellere Module entwickelt werden: maßgeschneidert, transparenter und weniger reflektierend, beispielsweise für Projekte an Autobahnen oder Flughäfen.
Langfristig plant Solarcells, über Luxemburg hinaus zu expandieren und den französischen Markt zu erschließen. Die Nachfrage im Großherzogtum dürfte parallel dazu stabil bleiben, da das Land seinen Anteil an Stromimporten reduzieren will. Die von der Regierung angekündigte Einführung der Vorfinanzierung von PV-Anlagen dürfte zudem für neuen Schwung sorgen.