Verkehrssicherheit in Luxemburg: Risikoreiches Verhalten fest verwurzelt
Die Studie „Driving Behaviour & Road Safety“ zeigt, dass bestimmte gefährliche Verhaltensweisen auf den Straßen Luxemburgs weit verbreitet sind. Darüber hinaus gibt sie ein detailliertes Bild darüber, wie Autofahrer die Sicherheit im Straßenverkehr und Fahrerassistenzsysteme bewerten. Der Automobil-Club Luxemburg (ACL) hat die Studie in Zusammenarbeit mit Euroconsumers und mit Unterstützung des Direktion für Verbraucherschutz. Zwischen März und Mai 2025 wurden 6.298 Autofahrerinnen und Autofahrer befragt.
Während das Tragen des Sicherheitsgurts weitgehend eingehalten wird (96 Prozent der Befragten legen ihn grundsätzlich in der Stadt an, 97 Prozent außerhalb von Ballungsräumen), geben andere Verhaltensweisen eher Grund zur Sorge, insbesondere die Nutzung des Telefons am Steuer.
Telefon am Steuer, Geschwindigkeit und Aggressivität
Konkret räumen 17 Prozent der Befragten ein, in der Vergangenheit schon „gelegentlich“ beim Fahren eine Nachricht geschrieben zu haben, 5 Prozent von ihnen tun das „oft“. Ins Internet gehen 5 Prozent „oft“ und 13 Prozent „gelegentlich“. Insgesamt 12,3 Prozent der Befragten sagen, dass sie „oft“ über eine Freisprecheinrichtung telefonieren und 7,6 Prozent tun das „fast immer“. Aus einer Analyse geht hervor, dass die Nutzung des Telefons am Steuer das Unfallrisiko um 62 Prozent erhöht. Personen unter 36 Jahren sind am stärksten betroffen, die über 71-Jährigen am wenigsten.
Bei der Geschwindigkeit, einem der drei Hauptfaktoren für tödliche Unfälle im Straßenverkehr, überschreiten 22,8 Prozent der Befragten „gelegentlich“ bei geringer Verkehrsdichte bewusst das Tempolimit, 7,2 Prozent tun es „oft“. Dieser Prozentsatz steigt beim Überholen auf 31,1 Prozent (gelegentlich) bzw. auf 11,2 Prozent (oft). Wenn sie spät dran sind, überschreiten 19,6 Prozent der Befragten „gelegentlich“ die zulässige Geschwindigkeit und 3,8 Prozent „oft“. Aus der Analyse unserer Studie geht auch hervor, dass überhöhte Geschwindigkeit das Unfallrisiko um 52 Prozent erhöht. Personen unter 36 Jahren sind am ehesten geneigt, die Begrenzung zu überschreiten, im Gegensatz zu den über 66-Jährigen.
Auch um aggressive Verhaltensweisen ging es in der Studie. 20 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer räumen ein, dass sie sich „gelegentlich“ feindselig gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern verhalten, und bei 3,6 Prozent ist dies „oft“ der Fall. Zudem geben 12,5 Prozent zu, dass sie „gelegentlich“ zu dicht auf ein anderes Fahrzeug auffahren, um ihren Unmut zum Ausdruck zu bringen.
Alkohol: deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Obwohl das Fahren unter Alkoholeinfluss ein bedeutender Faktor bei Todesfällen auf unseren Straßen ist, scheint diese Praxis doch häufig verbreitet.
Aus der Studie geht hervor, dass 68 Prozent niemals fahren, wenn sie zu viel getrunken haben. Somit sind es immer noch 32 Prozent, die einräumen, dass sie sich schon einmal ans Steuer gesetzt haben, wenn sie einige Gläser zu viel getrunken hatten. Konkret sagen 25,5 Prozent, dass dies „selten“ vorkommt, während 6,1 Prozent zugeben, dass dies „gelegentlich“ geschieht. Nur 0,2 Prozent sagen, dass sie „oft“ alkoholisiert Auto fahren.
Unter den Geschlechtern sprechen die Zahlen für sich: Nur 62,6 Prozent der Männer erklären, dass sie niemals fahren, wenn sie zu viel getrunken haben, im Vergleich zu 77,4 Prozent bei den Frauen. Mit anderen Worten: Vier von zehn Männern räumen ein, dass sie sich schon einmal mit einem überhöhten Blutalkoholgehalt ans Steuer gesetzt haben, auch wenn es nur selten oder gelegentlich der Fall war.
Diese Unterschiede beim Verhalten unterstreichen, dass Männer am Steuer trotz weitverbreiteter Präventionsbotschaften höhere Risiken eingehen. Auch wenn Frauen diese Art des Verhaltens nicht ganz fremd ist, sind sie insgesamt vorsichtiger.
Ältere weniger achtsam als junge Fahrer
Ein weiteres überraschendes Ergebnis ist, dass junge Fahrerinnen und Fahrer (18 bis 36 Jahre) in Bezug auf Alkohol am Steuer verantwortungsbewusster sind als ältere. 80,8 Prozent von ihnen sagen, dass sie niemals fahren, wenn sie zu viel getrunken haben, gegenüber 66,7 Prozent bei den 37- bis 79-Jährigen.
Dieses Ergebnis widerspricht dem Rollenbild, das oft von jungen Leuten am Steuer vermittelt wird. Mögliche Gründe hierfür sind mitunter eine bessere Sensibilisierung durch Aufklärung, erhöhter sozialer Druck oder ein stärkeres Bewusstsein für die Risiken im Straßenverkehr.
Jüngere Fahrer häufiger in Unfälle verwickelt
Laut den erhobenen Daten waren fast 74 Prozent der Befragten in mindestens einen Unfall verwickelt, seitdem sie Auto fahren. Im Durchschnitt hat jeder in seiner Laufbahn als Autofahrer 1,8 Unfälle erlebt. Wenngleich die meisten Unfälle wenig schwerwiegend waren, zeigt dies doch, wie hoch die Risiken im Straßenverkehr sind.
In den vergangenen drei Jahren waren 10,6 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer in einen Unfall verwickelt. Bei den 18- bis 43-Jährigen liegt diese Zahl bei 15,2 Prozent, gegenüber 11 Prozent bei den 44- bis 56-Jährigen und 8,5 Prozent bei den 57- bis 79-Jährigen. Dies bestätigt, dass junge Leute stärker betroffen sind, wahrscheinlich weil es ihnen an Erfahrung mangelt, weil ihre Risikobereitschaft höher ist oder weil sie häufiger in einem städtischen Umfeld unterwegs sind.
Die Stadt, der Hauptschauplatz von Unfällen
Die Unfälle ereignen sich in jüngster Zeit mehrheitlich im städtischen Bereich (40,2 Prozent) und liegen deutlich vor denen auf nationalen Straßen (29,4 Prozent), Landstraßen (16,1 Prozent) und Autobahnen (14,2 Prozent). Der Nachmittag (12 bis 17 Uhr) ist die Zeit mit den meisten Unfällen (48,5 Prozent) gefolgt vom Vormittag (28,2 Prozent) und dem Abend (21,1 Prozent).
Verletzungen in 14 Prozent der Fälle
Bei den Unfällen in der jüngsten Zeit kam es bei 14,3 Prozent zu Verletzungen, darunter 1,6 Prozent schwere. 0,4 Prozent endeten tödlich. Auch wenn die meisten Unfälle keine körperlichen Folgen haben, sind ihre psychologischen und materiellen Auswirkungen erheblich.
Die ermittelten Hauptursachen sind mehrheitlich menschlicher Natur:
- Verletzung der Vorfahrt (22 Prozent)
- Nichteinhaltung des Sicherheitsabstands (21,7 Prozent)
- Regelwidrige Fahrmanöver (12,2 Prozent)
- Überhöhte Geschwindigkeit (9,3 Prozent)
- Aggressives oder riskantes Fahren (8,2 Prozent)
Fahrerassistenzsysteme: nützlich, aber nicht immer beliebt
Moderne Autos werden immer mehr mit Fahrerassistenzsystemen ausgestattet und die Autofahrer in Luxemburg profitieren davon in hohem Maße. Laut der Umfrage unter 6.298 Teilnehmern verfügen fast 60 Prozent von ihnen über sechs bis zehn Fahrerassistenzsysteme in ihrem Fahrzeug, im Durchschnitt sind es 6,1.
Zu den verbreitetsten Ausstattungen gehören das Reifendruckkontrollsystem (84,2 Prozent), Rückfahrkamera oder -sensor (83,3 Prozent) und adaptiver Geschwindigkeitsregler (65,6 Prozent). Weitere Assistenztechnologien wie der Spurhalteassistent, das automatische Bremsen oder das Toter-Winkel-Warnsystem sind ebenfalls weit verbreitet.
Nicht alle sind von der Nützlichkeit einiger Funktionen überzeugt. Die Rückfahrkamera halten 78,3 Prozent der Fahrer für sehr hilfreich, dicht gefolgt vom Toter-Winkel-Assistenten (77,3 Prozent) und adaptiven Scheinwerfern (66,5 Prozent). Auch das automatische Bremsen wird von 60 Prozent positiv bewertet. Andere Vorrichtungen wie der Müdigkeitswarner oder der Spurhalteassistent stoßen hingegen eher auf Vorbehalte und werden von einer bedeutenden Anzahl von Fahrern für wenig hilfreich gehalten.
Trotz ihrer anerkannten Nützlichkeit stoßen diese Technologien nicht auf uneingeschränkte Zustimmung. Fast 41 Prozent der Fahrer finden, dass sie die Freude am Fahren verringern und 31 Prozent halten sie aufgrund ihrer Töne, Meldungen oder häufigen Alarme für zu aufdringlich. Ein Viertel der Befragten ist sogar der Meinung, dass diese Systeme unpräzise oder ungerechtfertigte Alarme ausgeben.
Zu ihrem Vertrauen in diese Vorrichtungen befragt, zeigen sich die Fahrerinnen und Fahrer zwiegespalten. Nur 43,4 Prozent halten es für klug, sich auf diese Systeme zu verlassen. Eine Mehrheit erkennt jedoch ihre Nützlichkeit in (57,9 Prozent) und außerhalb von Ballungsräumen (61,2 Prozent) an, was ihre ergänzende Rolle beim Fahren im Alltag bestätigt.
Die Ergebnisse zeigen, dass diese Fahrhilfen zwar mittlerweile im Fahrzeugbestand weit verbreitet sind, ihre Akzeptanz aber noch sehr stark von ihrer Ergonomie, ihrer Zuverlässigkeit und ihrer Fähigkeit, sich den Erwartungen der Fahrer anzupassen, abhängt.
Sicherheit im Straßenverkehr: Unterschiede zwischen Stadt und Land
Ein Teil der Umfrage bringt eine sehr unterschiedliche Zufriedenheit mit dem Zustand und der Sicherheit der Straßen ans Licht. Während Autobahnen insgesamt wohlwollend beurteilt werden, stoßen Straßen im städtischen Bereich und das Miteinander der Verkehrsteilnehmer eher auf Kritik.
In Städten und Dörfern ist die allgemeine Zufriedenheit mit der Verkehrssicherheit dürftig. Nur 30,9 Prozent der Befragten äußern sich zufrieden, während 31,5 Prozent unzufrieden sind und 37,6 Prozent eine neutrale Einstellung haben. Die problematischsten Aspekte sind der Verkehrsfluss (58,7 Prozent unzufrieden) und das Miteinander von Autos, Fußgängern, Radfahrern und öffentlichen Verkehrsmitteln (53,7 % unzufrieden). Diese beiden Punkte sind zudem die entscheidendsten bei der allgemeinen Wahrnehmung der Sicherheit.
Der Zustand der Fahrbahn bleibt auch für 27 Prozent der Nutzer ein Grund zur Unzufriedenheit. Auch die Gestaltung von Kreuzungen und Kreisverkehren bleibt ein Kritikpunkt und stößt bei einem Drittel der Befragten auf Unzufriedenheit. Beschilderung und Beleuchtung erhalten hingegen eine ausgewogenere Bewertung und sorgen bei der Hälfte der Nutzer für Zufriedenheit.
Erhebliche Unterschiede gibt es zwischen den Wohnumfeldern. Bewohner ländlicher Gebiete sind insgesamt zufriedener als die von Stadt- oder Randgebieten, insbesondere im Hinblick auf den Verkehr und die Gestaltung der Infrastruktur. Beispielsweise sind nur 12,3 Prozent der Stadtbewohner mit dem Verkehrsfluss zufrieden, während es auf dem Land 30,2 Prozent sind.
Geografisch gesehen verzeichnen die Kantone Wiltz, Clerf und Mersch die besten Werte bei der allgemeinen Zufriedenheit, während die Kantone Esch-sur-Alzette, Vianden und Remich das Schlusslicht bilden. Der Kanton Luxemburg ist zwar städtisch, liegt aber dank der guten Bewertungen des Fahrbahnzustands und der Beschilderung im Mittelfeld.
Bei den Autobahnen fallen die Ergebnisse positiver aus. Die allgemeine Zufriedenheit liegt bei 31,7 Prozent mit einer Durchschnittsnote von 6,4 von 10. Die Nutzer begrüßen insbesondere die Sicherheit der Kurven (64 Prozent zufrieden), die Leitplanken (66,1 Prozent zufrieden) und die Beschilderung (62,3 % zufrieden). Den Zustand der Fahrbahn beurteilen 56,1 Prozent der Befragten als zufriedenstellend.
Allerdings gibt es auch zwei Schwachpunkte. Die Straßenarbeiten halten 54,7 Prozent der Nutzer für problematisch, den Verkehrsfluss 56,1 Prozent. Diese beiden Punkte haben laut der statistischen Analyse zudem den größten Einfluss auf die allgemeine Wahrnehmung der Autobahnen.
Diese Ergebnisse zeigen, dass die Autobahninfrastruktur zwar insgesamt positiv wahrgenommen wird, aber die städtischen Straßen unter schlechtem Verkehrsfluss und einem schwierigen Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer leiden. Gezielte Bemühungen in diesen Bereichen könnten das Sicherheitsempfinden der Autofahrerinnen und Autofahrer in Luxemburg erheblich verbessern.