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In vorherigen Ausgaben von „Autotouring“ habe ich Ihnen bereits im Detail die wichtigsten Scheinwerfersysteme wie Halogen-, Xenon-, Laser- und Matrix-LED-Technik (LED = Licht emittierende Diode) erläutert. Anhand der verschiedenen Ausführungen – von der einfachen H4-Halogen-Glühbirne für zehn Euro bis zum 700 Euro teuren Matrix-LED-Scheinwerfer – ist eine eindeutige Weiterentwicklung festzustellen.

Wussten Sie schon?

71% der Befragten empfinden eine Blendung als störend oder belastend.

Die Sicht für Sie als Autofahrer hat sich über die Jahre zunehmend verbessert. Die Kehrseite ist jedoch das grelle Licht und die damit verbundene Blendung für den entgegenkommenden Verkehr, von der sich nach einer Umfrage die Mehrheit der Autofahrer betroffen fühlt.

Wichtig für Sie ist zwischen zwei Arten von Blendung zu unterscheiden:

  • Bei der physiologischen Blendung handelt es sich um eine tatsächliche Verringerung der Sehleistung. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Objekte um den Lichtkegel für Sie nur noch schwer zu erkennen sind oder sich ein Lichtfleck in Ihrem Sichtfeld befindet. Ihre Sehfähigkeit ist in diesem Fall substanziell eingeschränkt und führt zu einer realen Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit.
  • Die psychologische Blendung bezieht sich eher auf Störempfindungen. Die Anpassungsfähigkeit Ihrer Augen wird durch das ständig wechselnde Helligkeitsniveau übermäßig strapaziert. Ihr Sehvermögen bleibt zwar bestehen, die psychologische Blendung kann aber Unbehagen hervorrufen und setzt die Konzentration und Leistungsfähigkeit deutlich herab.

Zehn Automobilclubs aus Europa und aus Kanada haben im vergangenen Jahr eine repräsentative Umfrage durchgeführt. Allein aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien und Luxemburg antworteten 4.312 Autofahrer zwischen dem 9. und 20. November 2023 auf Fragen zur Blendung. Die Ergebnisse alarmieren:

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  • 71 Prozent der Befragten emp­finden die Blendung als störend oder belastend.
  • 32 Prozent der Umfrageteilnehmer – bis zu einem Alter von 35 Jahren – fühlen sich fast immer geblendet. Bei den Über-50-Jährigen sind es 23 Pro­zent. Die Umfrage ergab demnach, dass Blendung kein spezifisches Problem der älteren Autofahrer ist.
  • 51 Prozent geben häufiges Blinzeln oder sogar ein kurzzeitiges Schließen der Augen an.
  • Die helle Lichtquelle bedeutet für 58 Prozent der Befragten, dass sie für kurze Zeit Objekte außerhalb des Lichtkegels gar nicht mehr erkennen. Weitere 30 Prozent beklagen für kurze Zeit einen Lichtfleck in ihrem Blickfeld.
  • Das Fernlicht wird als besonders unangenehm empfunden (82,1 Prozent), gefolgt vom Abblendlicht (41 Prozent). Ein Viertel der Befragten beklagt sich über eine blendende Nebelschluss­leuchte.
  • Ein weiteres überraschendes Er­gebnis zeigt, dass immerhin 73 Prozent der Teilnehmer der Meinung sind, dass die Gesetzgebung angepasst werden müsste, um Blendung zu reduzieren.

Diese Ergebnisse zeigen, dass es sich bei einer Blendung nicht um ein rein subjektives Empfinden handelt, sondern dass es sich laut den Aussagen als eine ernst zu nehmende Gefahr erweist.

Weshalb stört das Licht?

Es stellt sich die Frage, warum zuneh­mend eine Beeinträchtigung der Sicht bei entgegenkommenden Fahrzeugen beklagt wird: Aus design-technischen Überlegungen wurden die Scheinwerfer mit der Zeit in der Höhe reduziert und haben zum Teil fast schlitzartige Formen angenommen. Aus Platzmangel kann dann nur ein Linsenprojektionssystem verbaut werden, hinter der Linse strah­len die LEDs wie durch eine Lupe nach vorne ab. Infolgedessen ergibt sich eine geringere Lichtaustrittsfläche mit einer höheren Leuchtdichte, ideal bei Fern­licht, wenn kein entgegenkommendes Fahrzeug geblendet wird. Diese kleine punktuelle Lichtquelle hat die stärkste Blendwirkung, weil weniger Netzhaut-Rezeptoren die gleiche Lichtmenge im Auge aufnehmen.

Der Freiflächenreflektor hingegen be­sitzt eine größere Lichtaustrittsfläche, eine geringere Leuchtdichte und wegen des größeren Reflektors erfolgt eine homogenere Lichtverteilung auf die Straße. Das Blendungspotenzial ist also bei dieser Bauart deutlich geringer, da die LED für Sie als entgegenkommender Auto-, Fahrradfahrer oder Fußgänger nicht direkt sichtbar ist. Die Blendung ist also keinesfalls auf die moderne LED-Technik zurückzuführen, sondern eher auf die Gestaltung der Scheinwerfer. Als Nachteil der Reflektor-Bauweise ist der weniger kompakte Scheinwerfer zu erwähnen.

Im Interesse für Sie als Mitglied stellt der ACL daher folgende Forderungen an die Automobilindustrie sowie an den EU-Gesetzgeber. Sie könnten auch auf freiwilliger Basis beim Designprozess mit wenig Aufwand umgesetzt werden:

  • Eine Scheinwerfer-Kombination aus Freiflächenreflektor für das Abblend­licht und ein Linsenprojektionssystem für das Fernlicht mit automatischer Abschaltreglung bei Gegenverkehr oder Fußgängern.
  • Die Leuchtdichte und die Beleuch­tungsstärke sind im Allgemeinen so einzuschränken, dass Blendung nicht mehr möglich ist.
  • Um die Anpassungsfähigkeit des Auges zu unterstützen, muss die Grenze zwischen „dunkel“ und „hell“ künftig weicher zu gestalten sein.
  • Bei der Heckbeleuchtung, vor allem beim Bremslicht, könnte die maximale Leuchtdichte gesetzlich weiter limitiert werden.
  • Beim Überschreiten einer vor­geschriebenen Leuchtdichte sollten Leuchtweitenregulierung und Schein­werferreinigungsanlagen obligatorisch sein. Verschmutzte Frontscheibengläser verschärfen die Blendung.

Noch ein paar Tipps zum Schluss: Vermeiden Sie den direkten Blick in die Lichtquelle, reinigen Sie regelmäßig die Scheinwerfer- sowie die Wind­schutzscheibe. Deaktivieren Sie das automatische Fernlichtsystem, wenn es nicht rechtzeitig abblendet. Schalten Sie die Nebelschlussleuchte nur bei sehr starkem Nebel ein, also unter 50 Meter Sicht.