Die 23. Ausgabe der ACL Classic Tour war ein voller Erfolg: 152 Oldtimer gingen an den Start, darunter vier Modelle aus der Vorkriegszeit. Wir stellen Ihnen diese historischen Modelle vor.
Die ACL Classic Tour ist ein großartiges Ereignis für Liebhaber alter und schöner Autos. Sie bietet die Gelegenheit, Modelle zu bewundern, die Automobilgeschichte geschrieben haben. Bei der 23. Ausgabe in diesem Jahr waren vier Modelle dabei, die mindestens 88 Jahre alt sind.
Das Auto der Vorkriegszeit: Eleganz, Innovation und Prestige
Die Zwischenkriegszeit war eine entscheidende Phase in der Geschichte des Automobils. In den Jahren zwischen 1918 und 1939 erlebte die Automobilindustrie einen spektakulären Wandel von der handwerklichen Produktion hin zu einer strukturierten Industrie. In dieser Zeit entstanden legendäre Modelle, die ästhetische Raffinesse, technologischen Fortschritt und beispiellose Leistung vereinen.
In den 1930er Jahren wurde das Auto sowohl zu einem Fortbewegungsmittel für die aufstrebende Mittelschicht als auch zu einem Statussymbol für die Elite. Die Hersteller wetteiferten mit Einfallsreichtum um eine zunehmend anspruchsvollere Kundschaft: leistungsstärkere Motoren, verbesserte Federungen, von Karosseriebauern entworfene Karosserien und technische Innovationen, die die Zukunft des Automobils andeuteten.
Es war auch das Goldene Zeitalter der unabhängigen Karosseriebauer, die nackte Fahrgestelle in rollende Kunstwerke verwandelten. Jedes Auto wurde zu einem Unikat, das den Geschmack seines Besitzers widerspiegelte. Gleichzeitig tauchten die ersten Sportwagen auf, die für den Rennsport konzipiert, aber für den Straßenverkehr zugelassen waren, wie der legendäre BMW 328.
Vier Modelle aus der Vorkriegszeit, die bei der ACL Classic Tour dabei waren, zeichnen sich durch ihren Charakter, ihre Geschichte und ihren Beitrag zur Entwicklung des Automobils aus: der elegante Alvis Speed 20 SB, der beliebte Fiat 508 Balilla, der luxuriöse Panhard & Levassor X71 Panoramique und der sportliche BMW 328. Jedes Modell verkörpert eine Facette dieser faszinierenden Epoche, in der das Automobil mehr war als ein Transportmittel: Es war Lebenskunst.
Der Peugeot 201 aus dem Jahr 1932 sollte eigentlich auch an der historischen Ausfahrt teilnehmen, doch musste er wegen einer fehleranfälligen Lichtmaschine aussetzen.
Alvis Speed 20 SB (Baujahr 1934): Britische Eleganz in Bewegung
(Mit dem Kennzeichen 2 bei der Classic Tour)
Der ab 1934 produzierte Alvis Speed 20 SB ist eines der bekanntesten Modelle der britischen Marke Alvis. Er verbindet erfolgreich sportliche Leistung und aristokratische Raffinesse in einer Zeit, in der das Auto zum Statussymbol wurde.
Technische Daten
- Motor: 6 Zylinder in Reihe, 2.511 cm³
- Leistung: ca. 87 PS
- Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h
- Getriebe: 4-Gang-Schaltgetriebe
- Einzelradaufhängung vorne, tiefergelegtes „Double-Drop“-Chassis
Ein Juwel der Ingenieurskunst
Der Speed 20 SB war eines der ersten Fahrzeuge mit einem voll synchronisierten Getriebe, das ein sanfteres Fahrverhalten ermöglichte. Das tiefergelegte Chassis verbesserte die Straßenlage, während die unabhängige Vorderradaufhängung für höchsten Fahrkomfort sorgte.
Jedes Exemplar wurde auf Bestellung karossiert, oft von Vanden Plas, und verfügte über eine luxuriöse Ausstattung mit Edelholz, handgenähtem Leder und kompletter Instrumentierung. Er war bei Gentleman-Fahrern und Liebhabern von Oldtimer-Rallyes sehr beliebt.
Fiat 508 Balilla (1935): Das Auto des italienischen Volks
(Mit dem Kennzeichen 3 auf der Classic Tour)
Der Fiat 508 Balilla kam 1932 auf den Markt und wurde 1935 optimiert. Er sollte Italien in der Zwischenkriegszeit motorisieren. Seinen Spitznamen verdankt er einem jungen Helden der italienischen Geschichte, der Mut und Patriotismus symbolisierte.
Technische Daten:
- Motor: 4-Zylinder, 995 cm³
- Leistung: 20 PS
- Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
- Getriebe: 4-Gang-Schaltgetriebe
- Gewicht: ca. 685 kg
Ein Auto für alle
Der Balilla war wartungsfreundlich, sparsam im Verbrauch und ausreichend robust für Landstraßen. Er wurde als Limousine, Torpedo, Spider und sogar als Nutzfahrzeug hergestellt, was ihn zu einem äußerst vielseitigen Fahrzeug machte.
Er wurde in mehrere Länder exportiert und dort in Lizenz produziert, wodurch er zur Verbreitung des italienischen Know-hows beitrug. In Frankreich wurde er von Simca und in Deutschland von NSU-Fiat gebaut. Er nahm auch an Wettbewerben teil, insbesondere in seiner Version „Coppa d’Oro“.
Panhard & Levassor X71 Panoramique (1936): Luxus à la française
(mit dem Kennzeichen 4 auf der Classic Tour)
Panhard & Levassor, ein Pionier des französischen Automobilbaus, bot mit dem X71 ein hochwertiges Modell an, das sowohl technisch als auch ästhetisch überzeugte. Die von Janssen karossierte Cabriolet-Version ist ein Meisterwerk an Raffinesse.
Technische Daten
- Motor: 6 Zylinder, 4.080 cm³
- Leistung: ca. 23 PS
- Getriebe: manuell
- Besonderheit: Er ist mit einem ventillosen Motor ausgestattet, der auf dem Knight-Patent basiert. Dieses System wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom amerikanischen Ingenieur Charles Yale Knight erfunden. Aufgrund seiner Laufruhe und Flexibilität wurde dieses System von mehreren renommierten Herstellern, darunter Panhard & Levassor, verwendet.
Ein sozial engagierter Hersteller
Panhard gehörte zu den ersten Herstellern, die Kriegsversehrte oder körperlich behinderte Menschen in ihren Werkstätten beschäftigten. Diese Arbeiter wurden für hochpräzise Tätigkeiten wie Dekorationslackierungen ausgebildet, für die mehr Geschicklichkeit als Kraft erforderlich war. Diese Initiative war Teil eines für die damalige Zeit ungewöhnlichen sozialen und integrativen Ansatzes und trug zum humanistischen Ruf des Unternehmens bei. Seine Arbeiter waren übrigens für ihre Fähigkeiten bei der Anwendung der „Faux-Bois”-Lackierung bekannt. Bei dieser Technik wurde das Aussehen von Edelhölzern wie Nussbaum oder Mahagoni auf Metalloberflächen imitiert, insbesondere auf Armaturenbrettern, Lenkrädern oder Karosserieteilen im Innenraum. Die Technik wurde von Hand mit feinen Pinseln, Schwämmen und manchmal sogar Federn ausgeführt, um die Maserung des Holzes nachzuahmen. Diese Verarbeitung war bei Luxusautos sehr beliebt, da sie diesen ein edles und handwerkliches Aussehen verlieh, ohne die Kosten und das Gewicht von echtem Holz.
BMW 328 (1937): Die deutsche Sportikone
(mit dem Kennzeichen 6 auf der Classic Tour)
Der 1936 vorgestellte und bis 1940 produzierte BMW 328 ist einer der legendärsten Sportwagen der Vorkriegszeit. Er bedeutete einen Wendepunkt in der Geschichte von BMW, denn er etablierte die Marke auf der internationalen Bühne.
Technische Daten
- Motor: 6-Zylinder-Reihenmotor, 1.971 cm³
- Leistung: 80 PS
- Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
- Getriebe: 4-Gang-Schaltgetriebe
- Gewicht: ca. 830 kg
Ein geborener Champion
Dank seines leichten Fahrwerks und seines innovativen Motors mit hemisphärischen Brennräumen dominierte der BMW 328 die Rennstrecken bei Veranstaltungen wie Mille Miglia, Le Mans und am Nürburgring. Er war schnell, zuverlässig, wendig und verfügte über eine außergewöhnliche Straßenlage.
Mit seinem fließenden Design, den integrierten Scheinwerfern und der gerippten Motorhaube ist er eine Ikone des Automobildesigns. Mit nur 464 gebauten Exemplaren ist er heute einer der begehrtesten Oldtimer der Welt.